© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  16/14 / 11. April 2014

Frisch gepresst

Max Weber. Nachdem ihn der Sozialtheoretiker Max Weber bereits dreißig Jahre beschäftigt hatte, beschloß der Marburger Soziologe Dirk Kaesler 1995, eine monumentale Biographie zu wagen. Es dauerte dann weitere 19 Jahre, bevor das tausendseitige Resultat seiner Weber-Exerzitien den Buchmarkt erreichte. Ein gewaltiger Anlauf, doch ein relativ kurzer Sprung, denn das Ergebnis ist nur eine mit Zwischentexten versehene Anthologie ellenlanger Zitate aus Schriften und Briefen Webers. Dabei liegt das Schwergewicht auf dem durch „Kameradschaftsehe“ und erotische „Verhältnisse“ bestimmten Privatleben, das Kaesler exemplarisch als bildungsbürgerliches Sittenfresko der Kaiserzeit malt. Webers innige Beziehung zur Politik, die auch dessen theoretisches Werk bis in die religionssoziologischen Verästelungen hinein infiltriert, kommt dagegen viel zu kurz. Was nicht erstaunt, da der historisch eher unmusikalische Biograph sich den Zugang zum politischen Weber bereits mit dem Verdikt über die Freiburger Antrittsvorlesung von 1894 verbaut, die ein „nationalistisch verblendeter“ Dozent hielt, der „imperialistische“ Ziele propagierte, um derentwillen das Deutsche Reich letztlich den Ersten Weltkrieg „anzettelte“. Daher gehöre dieser „internationale Klassiker sozialwissenschaftlichen Denkens auch in die Ideengeschichte unheilvollen Denkens in Deutschland“. (sr)

Dirk Kaesler: Max Weber. Eine Biographie. Verlag C. H. Beck, München 2014, gebunden, 1.007 Seiten, Abbildungen, 38 Euro

 

Wurzeln der Bundeswehr. Bis weit in die sechziger Jahre hinein wurde die Bundeswehr von etwa 40.000 Offizieren und Portepeeunteroffizieren geprägt, die noch im Feuer des Zweiten Weltkriegs lagen. Für Admirale und Generale galt dieses Phänomen sogar bis Ende der achtziger Jahre, so daß bis heute noch immer fast die Hälfte aller Soldaten, die jemals dieser höchsten Dienstgradgruppe angehörten, kriegsgedient sind. Clemens Range, intimer Kenner der Bundeswehrgeschichte, hat nun in einer beeindruckenden Fleißarbeit die 828 Generale und Admirale porträtiert, deren militärische Sozialisation sogar bis in die Kaiserzeit zurückreicht. Allein dadurch, daß die heutige Bundeswehr peinlich bemüht ist, diese Traditionsstränge auszublenden, dürfte Ranges Werk als eine militärhistorische Provokation gedeutet werden. (bä)

Clemens Range: Kriegsgedient. Die Generale und Admirale der Bundeswehr. Translimes Media, Müllheim 2014, gebunden, 648 Seiten, Abbildungen, 44,90 Euro

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