© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  18/14 / 25. April 2014

Zeitschriftenkritik: Schiff Classic
Gefürchtete U-Boote
Werner Olles

Hundert Jahre nach Beginn des Ersten Weltkrieges erscheinen in zahllosen Publikationen Beiträge über das große Völkerringen. Zu den bislang eher wenig beleuchteten Themen gehört dabei die Geschichte der deutschen U-Boote. Schiff Classic, das vierteljährlich erscheinende „Magazin für Schiffahrts- und Marinegeschichte“, widmet daher das Titelthema seiner aktuellen Ausgabe (2/2014, April/Mai/Juni) der zunächst verkannten und dann gefürchteten Kaiserlichen U-Bootflottille, die 1914 mit 28 einsatzfähigen U-Booten in den Krieg fuhr. Ihre eigentliche Rolle war zwar die Seeaufklärung, doch schlug schon bald die große Stunde dieser noch jungen Waffengattung. Als Jäger feindlicher Handels- und Kriegsschiffe sorgten die modernsten Einheiten der Kaiserlichen Marine für begeisterten Jubel auf der einen sowie Angst und Schrecken auf der anderen Seite.

Während die deutschen U-Boote zuerst Handelskrieg nach Prisenordnung führten, nach der Handelsschiffe durch Signale oder einen Schuß vor den Bug zu stoppen und nicht ohne Vorwarnung zu versenken waren, erklärte das Kaiserreich nach der von den Engländern verhängten Seeblockade als Gegenreaktion die Seegebiete um die Britischen Inseln zum militärischen Operationsgebiet. Ab Februar 1915 konnten Schiffe der Feindstaaten damit ohne Vorwarnung torpediert werden. Doch wurde der uneingeschränkte U-Bootkrieg nach der Versenkung des britischen Passagierdampfers Lusitania am 7. Mai 1915 aus Sorge vor einer Belastung des mittlerweile gereizten Verhältnisses zu den USA vorübergehend eingestellt, da sich unter den 1.198 Opfern auch 124 US-Amerikaner befanden. Im Februar 1917 nahm die Oberste Heeresleitung den uneingeschränkten U-Bootkrieg wieder auf, weil man glaubte, nur dadurch England zur Kapitulation zu bewegen. Diese Entscheidung gilt jedoch als einer der Hauptgründe für die amerikanische Kriegserklärung am 6. April 1917.

Nach dem verlorenen Ersten Weltkrieg standen die erfolgreichen Überseereedereien der Vorkriegszeit ohne Schiffe da, die – obwohl fast ausschließlich Privateigentum – als Reparationsleistungen in völkerrechtswidriger Weise an die Siegermächte abgegeben werden mußten. Trotzdem gelang der Deutschen Ost-Afrika Linie (DOAL) 1920 nach einem schweren Start ein fulminanter Wiederaufstieg. Der Beitrag „Wie Phönix aus der Asche“ schildert anschaulich, wie die deutsche Handelsflotte, nach der britischen die zweitgrößte der Welt, faktisch aus dem Nichts heraus einen Neuanfang wagte. Auch der DOAL war kein einziges Schiff geblieben, und in Afrika hatte sie alle Gebäude, Grundstücke, Docks, Reparaturwerkstätten, Schlepper und Landungsbrücken verloren. Doch mit der Fusion der Woermann-Linie und der DOAL entstand Anfang 1921 der neue Deutsche Afrika Dienst, mit dessen Flotte das alte Fahrtgebiet vor allem zum Ärger der Briten – aber zur Freude der Afrikaner – wieder angelaufen werden konnte.

Kontakt: Schiff Classic, Infanteriestr. 11 a, 80797 München, Telefon: 089 / 13 06 99-720. Das Einzelheft kostet 8,90 Euro, ein Jahresabonnement 32 Euro.

www.schiff-classic.de

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