© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  18/14 / 25. April 2014

Widerrufen oder Fegefeuer
USA: Firmenchef beendet Kampf gegen Homo-Ehe
Thorsten Brückner

Es ist noch keine zwei Jahre her, daß der Chef der amerikanischen Fast-Food-Restaurantkette Chick-fil-A zum Helden des konservativen Amerikas avancierte. In der Debatte um die gleichgeschlechtliche Ehe hatte Dan Cathy damals öffentlich erklärt, sein Unternehmen setze sich für eine biblische Definition der Ehe ein.

Mit der Einführung der Homo-Ehe würde Amerika den Zorn Gottes herausfordern. Cathy untermauerte seine Überzeugung mit Millionenspenden für Organisationen, die gegen die Homo-Ehe zu Felde zogen. Zehntausende Amerikaner solidarisierten sich daraufhin mit dem Unternehmen. Vor Chick-fil-A-Restaurants bildeten sich lange Schlangen. Damit ist es jetzt vorbei. Reumütig erklärte Cathy nun, daß er heute „weiser“ sei und aus seinen Fehlern von damals gelernt habe. Obwohl er persönlich die Homo-Ehe weiterhin ablehne, werde Chick-fil-A die Auseinandersetzung darüber künftig den Politikern überlassen. Chick-fil-A seien soziale Fragen wichtiger als kulturelle Grabenkämpfe.

Gegenwind von allen Seiten

Ein Beispiel: Das Unternehmen verspricht, in Zukunft seiner „moralischen Verpflichtung“ nachzukommen und Kunden besser über dickmachende Inhaltsstoffe seines Fast-Food-Angebots aufzuklären, um so dem Problem der grassierenden Fettleibigkeit den Kampf anzusagen. „Die Welt verändert sich in schockierendem Tempo und jedes Unternehmen muß sich den neuen Realitäten anpassen“, begründete Cathy den Kurswechsel. Ob diese neuen Realitäten wohl etwas mit der geplanten Expansion des früher vor allem im Süden angesiedelten Unternehmens in die urbanen Zentren des liberalen Nordostens zu tun haben?

Dort wird der Meinungsumschwung des Chick-fil-A-Chefs weniger begeistert aufgenommen, als Cathy sich das erhofft haben dürfte. „Wir wollen nicht, daß Fanatiker nach New York kommen“, kommentierte der schwule Stadtratsabgeordnete des Big Apple, Daniel Dromm, die Pläne des Geläuterten. Auch von seiten seiner ehemaligen Verbündeten gerät Cathy nun unter Beschuß. Der Chef des konservativen Family Research Council, Tony Perkins, nannte ihn im TV einen „Feigling“. Einmal mehr zeigt sich in der polarisierten Debatte um die Homo-Ehe: Nur die reine Lehre rettet vom medialen Fegefeuer der Gesinnungshüter.

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