© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  18/14 / 25. April 2014

Blick in die Medien
Alles mußt du selber machen
Toni Roidl

Als Politiker die Presse beeinflussen? Viel zu umständlich! Praktischer ist es, wenn Politiker gleichzeitig Journalisten sind und über ihre Politik selbst berichten. Diesen kreativen Weg wählte eine Mitarbeiterin des NRW-Sozialministers Guntram Schneider (SPD).

Pressesprecherin Daniela Milutin vertrat nicht nur das Ministerium für Arbeit, Soziales und Integration, auch ihr Fachgebiet als Journalistin gab sie mit Arbeit, Migration und Integration an. Zudem bot sie ihre Dienste als buchbare „Expertin“ an; sie hätte sich also eigentlich gleich selbst inter-viewen können.

Jeder fünfte Bedienstete der NRW-Landesregierung geht einem Nebenjob nach.

Diese Doppel-Qualifikation setzte sie beim WDR ein: Neben ihrer Aufgabe im Ministerium arbeitete sie als Moderatorin und Reporterin. So moderierte sie die Hörfunksendung „Tischgespräch“. Darin durfte sich zuletzt die türkische Autorin Hatice Akyün eine ganze Stunde lang über Rassismus in Deutschland ausweinen, der so schrecklich sei, daß sie gar ans Auswandern denke.

Na und? „Es gibt keine Berührungspunkte mit meiner Arbeit im Ministerium“, erklärte Milutin frech. Daß es genau umgekehrt ist, hätten selbst Kritiker des gebührenfinanzierten Rotfunks für übertrieben gehalten.

So normal wie Milutin fand das auch der WDR nicht und beendete die Zusammenarbeit mit der Landessprecherin. Das Feld „Journalismus“ mit den WDR-Referenzen auf ihrer Netzseite ist inzwischen leer. Der Sender betonte, dies sei nötig, „damit auch nur der Anschein einer politischen Einflußnahme vermieden wird“. Vergeblich. Es hätte besser heißen sollen, „damit die Fassade gewahrt bleibt“.

Milutin ist nämlich kein Einzelfall: Jeder fünfte Bedienstete der NRW-Landesregierung geht einem Nebenjob nach, zum Beispiel als Autor, Moderator, Kommissionsexperte oder Dozent. „Detaillierte Regelungen stellten jedoch sicher, daß Interessenkonflikte vermieden werden“, sagt das Innenministerium dazu. Na, dann geht’s ja.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen