© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  19/14 / 02. Mai 2014

DVD: Duell in den Wolken
Nicht mehr zu helfen
Werner Olles

Douglas Sirk war der unbestrittene Meister des Melodrams. Der Emigrant kannte die Menschen seiner Gastheimat, die er porträtierte, genau: ihre Alltagskultur, ihre Verkehrsformen, ihre Werte und Borniertheiten, die kleinen Städte mit ihrer Enge und oberflächlichen Harmonie, in denen aber immer auch Pioniere wohnen, die noch im Stadium ihres Untergangs hartnäckig an den alten Mythen hängen. Es ist dieses durch und durch „Normale“ der amerikanischen Gesellschaft, der Krieg der Gefühle, die Sehnsucht nach Selbsterlösung und all die anderen falschen Gleichungen, die Sirks Filme so einmalig machen.

„Duell in den Wolken“ („The Tarnished Angels“, 1957), entstanden nach William Faulkners Roman „Wendemarke“, spielt 1932 in New Orleans. Eine Truppe Flugakrobaten, der Pilot Roger Shuman (Robert Stack), seine Frau LaVerne (Dorothy Malone), der zehnjährige Sohn Jack und der Mechaniker Jiggs (Jack Carson), reist, immer am Rande des finanziellen, aber auch des psychischen Ruins von Veranstaltung zu Veranstaltung, bei denen Roger bei gefährlichen Wettflügen sein Leben riskiert. Wie der trunksüchtige Reporter Burke Devlin (Rock Hudson), der sich in LaVerne verliebt, ist auch Roger auf der Flucht vor seinem Kriegstrauma. Als sein Flugzeug ausfällt, drängt er sie dazu, einen Geschäftsmann zu überreden, ihm seine Maschine zur Verfügung zu stellen. LaVerne verspricht er dafür, mit dem Fliegen aufzuhören, doch in seinem letzten Wettkampf kommt er ums Leben. In der Redaktion der New Orleans Times erzählt der betrunkene Devlin seinen Kollegen die Geschichte des toten Kunstfliegers Roger Shuman.

In „Duell in den Wolken“ ist den Menschen von Anfang nicht mehr zu helfen. Shuman kann es nicht ertragen, nicht mehr zu fliegen, und er kann es nicht ertragen, seine Frau bei einem anderen Mann zu wissen. Wie so oft in Sirks Filmen sind an die Stelle der zerstörten Gefühle und Hoffnungen auch hier Anmaßung, Selbstbetrug und Lüge getreten. Nicht zuletzt dank der eindrucksvollen Schwarzweiß-Bilder aus der Depressionsära ist Sirk am Beispiel des tragischen Zerfalls einer Familie ein präzises und kritisches Bild der amerikanischen Gesellschaft gelungen.

DVD: Duell in den Wolken. Koch Media 2014, Lauf- zeit etwa 90 Minuten

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