© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  19/14 / 02. Mai 2014

Millionenspende bleibt aus
Garnisonkirche Potsdam: Wiederaufbau muß warten
Detlef Kühn

Wieder einmal sorgt das Thema Garnisonkirche in Potsdam für Medienwirbel. Ein wichtiger Geldgeber, so hieß es vorige Woche, habe sich „zurückgezogen“. Gemeint war die Stiftung Preußisches Kulturerbe, deren Initiator, der inzwischen pensionierte Oberstleutnant der Bundeswehr Max Klaar, bereits vor 30 Jahren erfolgreich Geld gesammelt hatte, um das berühmte Glockenspiel der Garnisonkirche („Üb’ immer Treu und Redlichkeit“) in Iserlohn zu rekonstruieren. Es ist bald nach der Wiedervereinigung nach Potsdam verlegt worden, wo es hilft, die Erinnerung an die wichtigste Kirche Preußens wachzuhalten.

Klaar, ein frommer Christ, jedenfalls ein Mann, dem die preußischen Traditionen auch heute noch etwas bedeuten, sammelte weiter Geld, um eines Tages auch das Kirchengebäude wiedererstehen zu lassen. Es kamen etwa 6,5 Millionen Euro zusammen.

Bedingungen stoßen auf Ablehnung

Klaar und seine Mitstreiter waren erfolgreich, weil sie den Spendern versprachen, die neue Kirche werde äußerlich dem von Ulbricht gesprengten Gebäude gleichen und den preußischen Traditionen der Toleranz verpflichtet sein. Sie müsse ausschließlich als Kirche genutzt werden, solle aber allen christlichen Bekenntnissen für Gottesdienste, Trauungen etc. zur Verfügung stehen.

Diese Bedingungen stoßen nicht nur bei den Linken, denen alles Preußische als „Hort des Militarismus“ suspekt ist, sondern auch in Kreisen der evangelischen Kirche auf Ablehnung. Die Kirchenverantwortlichen möchten zwar die alte Potsdamer Silhouette wiedererstehen lassen, brauchen aber mangels Gläubiger keine weitere Gemeindekirche. Außerdem machen sie Preußen für den „Tag von Potsdam“ 1933 verantwortlich, bei dem Adolf Hitler zusammen mit Reichspräsident Hindenburg an den Särgen Friedrichs des Großen und dessen Vaters Friedrich Wilhelm I., des Erbauers der Kirche, stand. Deshalb möchten die Funktionäre das neue Gebäude im „Geist von Coventry“ mit Nagelkreuz als „internationales Versöhnungszentrum“, also als Bildungsstätte und nicht als Kirche, nutzen. Dafür finden sie jedoch keine Spender in ausreichender Zahl; nur der Bund hat zwölf Millionen aus Steuermitteln in Aussicht gestellt.

Die Meinungsverschiedenheiten sind nicht zu überbrücken. Max Klaar und seine Stiftung werden ihr Geld weiterhin im Sinne des preußischen kulturellen Erbes verwenden. Die Garnisonkirche muß noch warten.

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