© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  19/14 / 02. Mai 2014

Blick in die Medien
Flattr macht Kasse nicht vollr
Ronald Gläser

Die IVW-Zahlen für das erste Quartal waren ein Blutbad für die Verlage. Vom Stern bis zur Franfurter Allgemeinen – sie alle verlieren dramatisch an Auflage. Selbst erfolgsverwöhnte Titel wie Die Zeit und Landlust verzeichneten einen Rückgang. In jedem deutschen Verlagshaus wird deshalb an Strategien gearbeitet, wie die Verluste durch neue Erlöse im Internet ausgeglichen werden können.

Doch zeitgleich mit den IVW-Zahlen kam die Nachricht, daß sich eine neue Geheimwaffe als stumpf erwiesen hat: Flattr. Dieser freiwillige Bezahldienst wurde vor allem von der taz genutzt. Sie bat ihre Leser online um Spenden, wenn ihnen ein bestimmter Beitrag gefallen hat. Eigentlich eine gute Idee, aber sie hat nicht gezündet.

„Auf taz.de ist Flattr kein Button, mit dem Leser den besten Journalismus unterstützen.“

Wie die taz jetzt verraten hat, kamen anfangs 1.500 Euro pro Monat zusammen. Inzwischen nur noch gut die Hälfte. Insgesamt spenden nur magere 0,3 Prozent aller taz.de-Nutzer etwas. Besonders ärgert die Zeitung, daß sie das Geld nicht für teure Recherche bekommt, sondern für meinungslastige Artikel gegen die Lieblingsfeinde der Leser wie die AfD oder Uli Hoeneß. „Auf taz.de ist Flattr kein Button, mit dem unsere Leser den besten Journalismus unterstützen, sondern es ist ein Button für Häme und Schadenfreude“, schreibt ein Redakteur.

So geht die Suche nach neuen Einnahmequellen nun weiter. Axel Springer experimentiert bei Welt und Bild mit unterschiedlichen Bezahlschranken, während Spiegel Online weiterhin alles kostenfrei anbietet. Das Ei des Kolumbus ist noch nicht gefunden. Vielleicht versucht es mal jemand mit einem Bündelprodukt und vermarktet das Zeitungsabo mit einem Zugang zu einem Video-on-Demand-Kanal. Oder es wird noch mehr nervige Werbung über die Seiten gelegt. Oder es laufen Werbefilme, die nicht gestoppt oder übersprungen werden können, wie bei Youtube. Bis jemand eine geschäftsträchtige Lösung findet, werden die Verlage damit leben müssen. daß sie weniger umsetzen als früher.

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