© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  20/14 / 09. Mai 2014

Zeitschriftenkritik: Die Neue Ordnung
Die Wirklichkeit bleibt in sich irrational
Werner Olles

Begründet von den Dominikanern Laurentius Siemer und Eberhard Welty, erscheint die vom Institut für Gesellschaftswissenschaften Walberberg e.V. alle zwei Monate herausgegebene Zeitschrift Die Neue Ordnung bereits im 68. Jahrgang. In der aktuellen Ausgabe (Nr. 2/2014) befassen sich verschiedene Autoren mit den Problemfeldern Religion, Glaubenswandel, Religionskritik und dem immerwährenden Streit um Evolutionslehre, Schöpfungsglaube und der als „Gender Mainstreaming“ bekannt gewordenen Ideologie der „Gleichstellung“. Bereits in seinem Editorial weist der verantwortliche Redakteur Wolfgang Ockenfels darauf hin, daß sich die Frage, in welcher Welt wir heute leben wollen, erst aus dem kirchlichen Missionsauftrag erschließt. Papst Franziskus’ merkwürdiger Satz: „Diese Wirtschaft tötet“, der gewiß nicht die „gute, alte“ Soziale Markwirtschaft meinte, „die hierzulande zur Überwindung der Armut erheblich beigetragen hat, bevor sie in den Strudel des globalisierten Finanzkapitalismus geriet“ (Ockenfels), stellt – wie das Schicksal der Armen – für Franziskus „in erster Linie eine theologische Kategorie und erst an zweiter Stelle eine kulturelle, soziologische, politische oder philosophische Frage“ dar.

Die existentielle Evidenz des Gottesbeweises, in dem ein tiefes menschliches Grundvertrauen in den Zusammenhang des Wirklichen eingebettet ist, ist für säkulare Massenmedien hierzulande ohne Bedeutung. Der Philosoph Karl-Heinz Nusser besteht daher auch in seinem Beitrag „Menschenrechte, Menschenwürde und Demokratie bei Jürgen Habermas“ darauf, daß bei aller Rationalität die Wirklichkeit in sich irrational bleibe. Leibniz’ These von der besten aller möglichen Welten, die Habermas trivialisiert und banalisiert, indem er von den Menschenrechten als von subjektiven Rechten spricht, laufe auf nichts anderes hinaus, als auf einen kosmologischen Gottesbegriff, dubiose Patchwork-Religionen und kleine Transzendenzerfahrungen im Alltag. Auf der Strecke bleiben dann aber Staunen, Ehrfurcht und die großen Transzendenzen in der Sinnfrage und in der Sehnsucht nach dem Unsagbaren.

Mit „Evangelii Gaudium“, dem Programm des Pontifikats des ersten Franziskus-Jahres, beschäftigt sich der Theologe Joachim Wiemayer. Für viele Leser mag sein Beitrag über die „Reform der Kirche“, zur „Geschlechtergerechtigkeit als zentrale Herausforderung der Gegenwart“ und zum „Dialog mit der Gesellschaft und den Religionsgemeinschaften“ – in diesem Zusammenhang ist von „gemeinsamen abrahamitischen Wurzeln“ mit dem Islam und „Respekt und Achtung vor muslimischen Zuwanderern“ die Rede – allzu modernistisch klingen. Den Gegenpart hierzu übernimmt der Orientalist Hans-Peter Raddatz, der sich nicht nur mit der Gender-Politik als einer „destruierten Sexualität“ und „ausweglosem Endloszirkel“, sondern auch mit der Islamisierung Europas auseinandersetzt.

Kontakt: Institut für Gesellschaftswissenschaften Walberberg, Simrockstr. 19, 53113 Bonn. Telefon: 0228 / 21 68 52. Einzelheft 5 Euro, Jahesabo 25 Euro. www.die-neue-ordnung.de

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