© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  21/14 / 16. Mai 2014

Meldungen

Weltgericht: Vorbild Staatsprojekt Europa

Berlin. Der aktuelle Krim-Konflikt, so klagt die Wiener Politologin Tamara Ehs, hätte sich vermeiden lassen, wenn die Vereinten Nationen über einen Internationalen Gerichtshof (IGH) verfügten, der diesen Namen verdiente (Blätter für deutsche und internationale Politik, 4/2014). Aber leider sei der 1945 etablierte IGH vom Sicherheitsrat abhängig und könne durch dessen ständige Mitglieder jederzeit blockiert werden, so daß ihm „Vollzugsgewalt“ fehle. Damit bewege sich die UN-Charta auf dem Niveau des Völkerbundes, der ebenfalls die Souveränität seiner Mitgliedstaaten unberührt ließ. Dauernden Frieden schüfe aber, wie die Weltstaat-Enthusiastin Ehs unter Berufung auf den Staatsrechtler Hans Kelsen (1881–1973) behauptet, nur ein supranationaler Gerichtshof, ausgestattet mit „zwingender Jurisdiktion“. Vorbild für diese „Völkerrechtsrevolution“ sollte der Europäische Gerichtshof sein, dem die Nationen des alten Kontinents ihre staatliche Souveränität zugunsten des „Staatsprojekts Europa“ untergeordnet hätten, während die übrige Völkerrechtsgemeinschaft im Zustand nationalstaatlicher „Primitivität“ verharre. Angesichts dieses „modernisierten Gleichgewichts der Kräfte“ habe sich die völkerrechtliche Lage seit 1914 wenig verändert. (wm)

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Reiternomaden: Pioniere des Weizenanbaus

LONDON. Die frühbronzezeitlichen Reiternomaden Zentralasiens galten bislang als kulturell rückständig. Jetzt allerdings fanden Robert Spengler und Michael Frachetti von der Washington University in St. Louis sowie Alexej Marjaschew von der Hochschule in Almaty bei Ausgrabungen in der Hochsteppe von Kasachstan heraus, daß ebendiese vermeintlich nur umherziehenden Viehzüchter schon vor 4.800 Jahren nahe Tabas und Begash saisonal seßhaft waren und sowohl Weizen als auch Hirse anbauten (Proceedings of the Royal Society, 4/2014). Das ist zum ersten ein Beleg für ein ungeahntes zivilisatorisches Niveau und erklärt zum zweiten, wie die um 6000 v. Chr. in China kultivierte Hirse nach Europa kam beziehungsweise auf welchem Weg der Weizen aus Nahost nach China gelangte. Damit erweisen sich die frühgeschichtlichen Bewohner Kasachstans unversehens als Schlüsselelement für die Entwicklung der Landwirtschaft im Osten und Westen Eurasiens. (wk)

rspa.royalsocietypublishing.org

 

Erste Sätze

Meine früheste Erinnerung ist in Rot getaucht.

Elias Canetti: Die gerettete Zunge. Geschichte einer Jugend, Zürich 1977

 

Historisches Kalenderblatt

19. Mai 1939: Der polnische Kriegsminister Tadeusz Kasprzycki unterzeichnet in Paris eine polnisch-französische Militärkonvention, nach der Frankreich auch im Falle der Bedrohung polnischer Lebensinteressen in Danzig Deutschland angreifen wird.

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