© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  21/14 / 16. Mai 2014

Leserbriefe

Zu: „Weiß hat immer schuld“ von Michael Paulwitz & „‘Im Topf der Kannibalen’“, im Gespräch mit Ilana Mercer

Renaissance für den Rassenhaß

Südafrika habe ich 1983 erstmals bereist. Rückblickend ist festzustellen, daß Südafrika unter der Apartheid ein blühendes Land mit einer aufstrebenden Wirtschaft war. Besonders fielen mir die Sauberkeit und Ordnung auf. Von Kriminalität war keine Rede, man konnte jederzeit durch das Land reisen. Es war ein Traumland für Auswanderer. Auch meine Familie war begeistert. Wir hatten bereits gute Arbeitsplätze, die Töchter konnten die Deutsche Schule in Kapstadt besuchen. Wegen des ungleichen Verhältnisses der Bevölkerung (4 Millionen Menschen weißer und 23 Millionen schwarzer Hautfarbe) nahmen wir dennoch Abstand von unserem Plan. Heute bin ich froh darüber.

Tatsächlich ging es der schwarzen Bevölkerung Südafrikas damals relativ gut, heute dagegen herrscht Armut vor. Der Zerfall ist überall sichtbar, eine Besserung der Lebensverhältnisse ist nicht in Sicht. Stattdessen erlebt der Rassenhaß eine Renaissance. Viele Weiße flüchten in kleine Freistaaten, wie den Ort Orania. Die perverse Politik des ANC beschleunigt den wirtschaftlichen Untergang. Ein Großteil wünscht sich heute die Apartheid zurück, ist Südafrika gegenwärtig doch ein gesetzloses, dem Untergang geweihtes Land. Mord, Korruption und Vergewaltigung sind an der Tagesordnung, die Aids-Rate ist eine der höchsten weltweit. Simbabwe ist hier warnendes Beispiel. Bemerkenswert ist auch die weitverbreitete Einstellung in der schwarzen Bevölkerung, zur Arbeit nicht regelmäßig und täglich zu erscheinen. Oft wurde daher der Lohn nur wöchentlich oder täglich ausbezahlt, da die Arbeitnehmer erst dann wieder am Platz erschienen, wenn das Geld alle war. Die Staaten Südafrika, Simbabwe und Namibia können derzeit nur noch bestehen, solange die weiße Bevölkerung mit ihrem Wissen und Arbeitseifer diese Länder am Leben erhält. Ein Großteil der Bevölkerung befindet sich heute im Stadium von Jägern und Sammlern. Nur in enger Partnerschaft mit den Weißen kann und wird es in Südafrika eine Zukunft geben.

Wolfgang Rohde, Sigmaringen

 

 

Zu: „Zweierlei Maß“ von Felix Krautkrämer, JF 20/14

Tortur wegen Sitzenbleibern

Nicht die Tatsache, daß Der Spiegel und in dessen Gefolge eine ganze Medienschar versuchen, die Statistik der politisch linksmotivierten Kriminalität 2013 zu verharmlosen, ist skandalös, sondern der Umstand, daß man sich hierbei auf einen hochrangigen Ermittler und auf Polizeikreise bezieht, die angeblich die Statistik als abstrus bezeichnen.

Der Verweis auf bloße Verstöße gegen das Versammlungsgesetz lenkt davon ab, daß nahezu die Hälfte der linksmotivierten Straftaten Sachbeschädigungen sind: „Bagatelldelikte“ wie Einschlagen von Schaufenstern, Aufreißen der Straßendecke oder Demolierung von Kraftfahrzeugen. Auch die vier 2013 versuchten linksmotivierten Tötungsdelikte, von denen sich drei gegen Polizeibeamte richteten, scheinen vernachlässigenswert.

Bei Ausschreitungen im Umfeld der Roten Flora im Dezember 2013 wurden 170 Polizisten durch gewaltbereite Linksextremisten verletzt, in diesem Jahr wurden am gleichen Ort 1.800 Polizisten von über 2.000 gewaltbereiten Demonstranten massiv angegriffen. Der Statistik des Bundesinnenministeriums ist auch zu entnehmen, daß es im Jahre 2013 zu 953 gegen die Polizei gerichteten Gewalttaten aus dem linken Umfeld kam. Allerdings ist anzunehmen, daß bei den Turbulenzen gewalttätiger Demonstrationen der Großteil der Straftaten gar nicht erfaßt wird oder unter Berufung auf den Grundsatz der Verhältnismäßigkeit von einer Verfolgung Abstand genommen wird. Zum Beispiel dann, wenn gegen einen schwarzen Block trotz Vermummung nicht eingeschritten wird. Dabei muß es doch beachtliche Gründe geben, wenn selbst bei auf dem ersten Blick harmlosen Sitzblockaden die Polizei mit dem bis zu 25 Kilogramm schweren Körperschutz ausrückt, der neben dem Schutzhelm mit Gesichtsvisier auch aus flammenhemmender Unterwäsche besteht. Diese Zusatzausrüstung ist bei stundenlangen Einsätzen insbesondere bei hohen Temperaturen eine echte Tortur.

Bernd Walter, Königs Wusterhausen

 

 

Zum Leserforum: „Rußland sollte Ostpreußen zurückgeben“ / „Wenn Unrecht, dann für alle“ von Günter Gross, JF 20/14

Beispiellose Chance vertan

Hier wird gefordert, Rußland möge – analog zur Krim – doch selbst den nördlichen Teil von Ostpreußen zurückgeben. Dabei wäre auf die damaligen diplomatischen Fakten hinzuweisen: Es ist mittlerweile erwiesene Tatsache, daß Moskau der Kohl-Regierung im Zuge der Verhandlungen um die deutsche Einheit Ostpreußen angeboten hat, wie etwa der Beitrag „Historischer Ballast“ von Klaus Wiegrefe im Spiegel (Nr. 21/2010) belegt. Am 2. Juli 1990, während der Verhandlungen zum Zwei-plus-Vier-Vertrag, hatte der sowjetische Generalmajor Geli Batenin dem deutschen Diplomaten Joachim von Arnim von der deutschen Botschaft in Moskau Gespräche auch über den sowjetisch besetzten Teil Ostpreußens angeboten. Es gebe, so der Sowjetgeneral gegenüber von Arnim, für Moskau eine „Frage des nördlichen Ostpreußens“, „dieses Problem“ werde „sich für die Sowjetunion und für Deutschland über kurz oder lang stellen.“

Der Leiter des politischen Referats der Moskauer Botschaft, Joachim von Arnim, ließ die sowjetische Seite bei dem Gespräch am 2. Juli 1990 daraufhin wissen, die Bonner Haltung sei bekannt: „Bei der Vereinigung gehe es um die Bundesrepublik Deutschland, die DDR und das ganze Berlin.“ Wenn die Sowjet­union „Probleme mit der Entwicklung des nördlichen Ostpreußens habe, so sei das ihre Sache.“ Warnend fügte er hinzu, „es sei im beiderseitigen Interesse, alles zu vermeiden, was von sowjetischer konservativer Seite mißbraucht werden könnte, um die Glaubwürdigkeit der deutschen Position in Zweifel zu ziehen“.

Als sich im August 1990 Kremlchef Gorbatschow und Bundeskanzler Kohl kamerawirksam im Kaukasus trafen, um über die letzten strittigen Fragen des Zwei-plus-Vier-Vertrages zu verhandeln, spielte Ostpreußen keine Rolle mehr – und die Öffentlichkeit erfuhr nie etwas über die sensationelle Gesprächsbereitschaft Moskaus in der offenen „deutschen Frage“, dieser beispiellosen historischen Chance für die deutsche Außenpolitik. Mancher mag darin einen Fall von Hochverrat erkennen.

Rene Langner, Markkleeberg

 

 

Zu: „Die den Haß säen“ von Karlheinz Weißmann, JF 20/14

Nur übelste Verleumdung

Dem Buch „Propaganda im Ersten Weltkrieg“ wäre zur Ergänzung eine Zeitungsseite mit den Plakat-Motiven für die „Liberty Bonds“ beizulegen, wie ich sie in Heftchen in den USA fand. Dort war nur übelste Verleumdung der deutschen Soldaten als mordende Barbaren zu sehen, während die Plakate für Deutsche Kriegsanleihen neben dem Kopf Hindenburgs mit dem Spruch „Die Zeit ist hart, aber der Sieg ist unser“ auskamen.

Georg K. Schmelzle, Norden/Ostfriesland

 

 

Zu: „‘Der islamische Faschismus’“, im Gespräch mit Hamed Abdel-Samad, JF 19/14

Haltlose Behauptungen

Ich bin kein Islamwissenschaftler, aber ein praktizierender Muslim, der diese Behauptungen für haltlos hält, da meines Erachtens Abdel-Samad vieles ausblendet und vermischt. Er tut vielen Muslimen unrecht, indem er deren Glaubensfundament im Grunde als gewalttätig und faschistisch darstellt. Er behauptet, es gebe keine friedliche Form des Dschihad. Auch sei die Vorstellung, durch den Glauben eine individuelle und persönlich intime Beziehung zu Gott anzustreben (Großer Dschihad) und zu erreichen Sufismus und nicht der Islam. Doch dies nur dem Sufitum zuzuschreiben und aus dem Islam auszuklammern, ist, als ob man freie Wahlen nicht zum Bestandteil der deutschen Demokratie erklären würde. Und wie erklärt sich der Aufruf der „Sure Muzammal“ zum Tahajjad (Nachtgebet in der Einsamkeit), dem der Prophet sein Leben lang gefolgt ist und das Millionen Muslime praktizieren, um eine intensive Beziehung zu Gott aufzubauen. Ist das etwa eine kollektive Handlung?

Fakhir Aziz Rana, Bad Arolsen

 

 

Zur Meldung: „Asylbewerber ersticht Mann in besetzter Schule“, JF 19/14

Wilder Osten ohne Wyatt Earp

Diese Berichte über das Geschehen auf dem Oranienplatz und in der besetzten Schule lesen sich hier von München aus wie Abenteuergeschichten aus dem Wilden Westen. Mit dem Unterschied, daß es im Wilden Westen Wyatt Earp und Doc Holliday gab, die für Recht und Ordnung sorgten, während in Berlin die blanke Anarchie herrscht. Was mich am meisten wundert, ist, daß sich die Polizisten dort so bereitwillig von durch und durch inkompetenten und unfähigen Politikern mißbrauchen lassen, ohne daß es zu einer Rebellion kommt.

Stephan Zankl, München

 

 

Zu: „Töten geht nicht mit Maß und Form“ von Hans-Bernhard Wuermeling, JF 18/14

Widerspruch in mehrfacher Sicht

Dem Artikel ist mehrfach zu widersprechen. So ist etwa die Aussage „Das Tötungsverbot ist dem gläubigen Christen selbstverständlich“ schlichtweg falsch. Entsprechend wurden im frühen Christentum einige Frauen, die sich selbst töteten, um einer Vergewaltigung zu entgehen, sogar heiliggesprochen. Der Humanist Thomas Morus – ein Heiliger der katholischen Kirche – appellierte an schwerkranke Menschen, sich selbst aus dem Leben zu verabschieden oder sich durch andere daraus befreien zu lassen. Der berühmte evangelische Theologe Karl Barth akzeptierte den Suizid unter bestimmten Bedingungen, und der nicht minder bekannte katholische Theologe Hans Küng urteilt, daß jeder mündige Mensch das Recht haben sollte, über Art und Zeitpunkt des eigenen Sterbens selbst zu bestimmen. Wäre die Entscheidung über Leben und Tod Gott vorbehalten, wäre nicht nur die Selbsttötung unmoralisch, sondern ebenso die Verhinderung des natürlichen Sterbens durch Reanimation, maschinelle Beatmung usw.

Zudem: Wenn schon von „demokratischen Mitteln“ gesprochen wird, wäre klarzustellen, daß sich 2012 bei der ARD-Umfrage 76 Prozent der Bevölkerung für eine Sterbehilfe in Form des in der Schweiz praktizierten assistierten Suizids aussprachen. Undemokratisch und bevormundend ist die Verweigerung dieses Anspruchs. In meinem Buch „Selbstbestimmtes Sterben“ (Epubli, Berlin 2013) habe ich hierzu ausführlich Stellung genommen.

Prof. Dr. med. Manfred Stöhr, Augsburg

 

Extrem verlängertes Lebensalter

Den Ausführungen über die Ablehnung von Sterbehilfe widerspreche ich völlig. Die medizinischen Erfolge zur Hilfe bei Schmerzen und Krankheiten haben zur extremen Verlängerung des Lebensalters geführt. Zur Zeit liegt das mittlere Lebensalter der Menschen bei durchschnittlich 80 Jahren. Es steigt alle fünf Jahre um etwa ein Jahr. Doch alle Lebensfunktionen altern, und körperliche Beschwerden, die man vorher nicht kannte, treten auf. Aber nicht nur Schmerzen belasten den alten Menschen: Verlust des Lebenspartners, körperliche Behinderungen, Vereinsamung, Blindheit, Demenz, Inkontinenz usw. So bewirken die medizinischen Erfolge bei unserer Rechtslage oft das Gegenteil ihrer Absicht: Das Leiden wird nicht gemindert, sondern die Leidenszeit verlängert.

Dr. rer. nat. Heinz Berge, Stuttgart

 

Vermessene Einmischung

Es ist anmaßend und vermessen, sich derart in das Leben oder den Tod(eswunsch) eines Menschen einzumischen und darüber zu urteilen! Bin ich verpflichtet, am Leben zu bleiben? Wieso ist die sittliche Billigung von Suizid „maßlos“?

Die Zeit der Oberhoheit der Kirchen ist zum Glück vorbei (hoffe ich). Zur Erinnerung: Wir leben in einer aufgeklärten, säkularen und pluralistischen Gesellschaft des 21. Jahrhunderts. Da haben Kirchen, welcher Couleur auch immer, im Staatswesen nichts zu bestimmen. Ich kann und will selbst entscheiden, sowohl über mein Leben als auch über meinen Tod, dazu habe nur ich und sonst niemand das Recht.

Die begrüßenswerten Hospize und die Palliativmedizin sind keine Lösung für alle Probleme. Was Pflegebedürftigkeit betrifft, so finde ich es nicht würdig, in den Status zurückfallen zu müssen, den ich als Kleinkind bereits verlassen hatte: sich, dazu von Fremden, füttern und – mit Verlaub – den Hintern abwischen zu lassen, zu sabbern, zu kleckern, sich einzumachen oder womöglich auch noch dement vor sich hinzudämmern. Was bitte soll daran „Würde“ sein, nachdem man bereits ein erwachsener, intelligenter und eigenverantwortlicher Mensch war, der sein Leben im Griff hatte und selbst für sich bestimmt und gehandelt hat?

Auch daß die Freigabe des begleiteten Suizids mißbraucht werden kann, ist kein schlagendes Argument. Sonst wären genauso rigoros Organtransplantationen abzulehnen, bei denen zudem völlig traumatisierte Angehörige widerlichst unter Zustimmungsdruck gesetzt werden. Also, wer ist hier hedonistisch und wer nicht? Warum, wie Herr Spaemann meint, der Suizid in sich ein Fehler ist, wenn man sich vom Leid befreien will, bleibt wohl sein Geheimnis. Er mag das nicht gutheißen, aber deswegen kann es sehr wohl von anderen akzeptiert werden.

Ute Vogt, Schossin

 

 

Zu: „Händler des Zweifels“ von Christoph Keller, JF 18/14

„Welt in Angst“ empfehlenswert

Warum schreibt der Autor nicht, daß der bemerkenswerte Roman „State of Fear“ von Michael Crichton auch auf deutsch unter dem Titel „Welt in Angst“ erschienen ist? Meine Empfehlung: Sehr lesenswert!

Heinz Schiller, Ulm

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