© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  22/14 / 23. Mai 2014

Debatte um christliche Symbole im öffentlichen Raum
Das Kreuz mit Schulz
Wolfgang Ockenfels

Dreiundsiebzig Prozent der Bundesbürger kennen mich“, bekannte Martin Schulz, der sozialdemokratische Europa-Spitzenkandidat. Aber kennen sie auch seine Ansichten und Absichten? Was hat er Erhellendes zu sagen etwa über Fehlentwicklungen der EU-Bürokratie, über Währungs- und Verschuldungsfragen, über die Massenarbeitslosigkeit? Die Lösung selbstgemachter Probleme scheint im Wahlkampf kaum der Rede wert zu sein. Für Christen interessant ist aber das, was Herr Schulz religionspolitisch von sich gab: Kreuze und andere religiöse Symbole sollten aus dem öffentlichen Raum verbannt werden. Es gebe in Europa „das Risiko einer sehr konservativen Bewegung zurück“, dies müsse im Sinne der Antidiskriminierung „bekämpft“ werden.

Vielen Dank für diese Klarstellung! Schulz’ Fortschrittsprogramm der Antidiskriminierung diskriminiert vor allem Christen, die noch so konservativ sind, das europäische Vertragsrecht zu beachten. Demnach bleibt es Sache der einzelnen EU-Mitgliedstaaten, die Präsenz religiöser Symbole im öffentlichen Raum zu regeln. Der laizistische Zentralismus ist gerade dabei, die rechtlichen subsidiären Grundlagen Europas weiter zu zerstören: ein Rückschritt zum Jakobinertum.

 

Prof. Dr. Wolfgang Ockenfels ist Publizist und Professor für christliche Sozialethik an der Theologischen Fakultät Trier.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen