© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  23/14 / 30. Mai 2014

Nur die älteren Semester profitieren von der Rentenreform
Die Jungen sind die Dummen
Thorsten Brückner

Manchmal müssen die Dinge erst schlimmer werden, bevor Besserung eintritt. Wer die Rentenreform der Bundesregierung von dieser Warte aus betrachtet, muß zu dem Schluß kommen, die „Rente mit 63“ sei ein Schritt in die richtige Richtung. Daß das umlagefinanzierte System in einer von der demographischen Krise geplagten Nation längst dem Tod geweiht ist, hält die Bundesregierung nicht davon ab, noch einmal eine kräftige Ladung Öl in das brennende Haus der Generationengerechtigkeit zu gießen.

Ein heute 24jähriger zahlt laut den Berechnungen des Bochumer Wirtschaftsprofessors Martin Werding fast 80.000 Euro mehr in die Rentenkasse ein, als er später einmal herausbekommen wird. Die staatliche Rentenkasse noch eine Versicherung zu nennen, ist fast schon zynisch. Richtiger wäre es, von einer Rentensteuer zu sprechen. Damit aber noch nicht genug: Laut Focus Online muß ein heute 20jähriger über 900.000 Euro privat für seine Altersvorsorge zurücklegen, um bei niedrigeren Leistungen aus dem staatlichen System seinen Lebensstandard halten zu können. Ausgerechnet die Generation, der immer mehr Lasten aufgebürdet werden, soll nach dem Willen der Regierung privat vorsorgen. Durchschnittsverdiener, die über Steuern und Sozialabgaben oft mehr als zwei Drittel ihres Einkommens beim Staat abliefern müssen, können darüber nur den Kopf schütteln.

Es handelt sich um staatlich verordnete Altersarmut für eine ganze Generation. Aber regt sich Widerstand? Keine Spur! 78 Prozent der unter 30jährigen bewerten laut einer Umfrage von Infratest Dimap die Rente mit 63 positiv – mehr als in jeder anderen Altersgruppe: Nur die dümmsten Kälber wählen eben ihre Metzger selber. Wichtiger als sich über die nun verabschiedete Rentenreform zu echauffieren, wären Rufe nach einem Umbau des Systens. Gerade den unter 40jährigen muß mehr Netto vom Brutto bleiben, damit sie eigenverantwortlich in eine für sie geeignete Altersvorsorge investieren können.

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