© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  23/14 / 30. Mai 2014

Preiswerter als jedes Taxi
„Carsharing“: Das Geschäft mit dem Autoverleih in Großstädten floriert
Lion Edler

Angesichts der explodierenden Benzinpreise und der durch steigendes Verkehrsaufkommen immer häufigeren Staus überlegen sich nicht nur Studenten, ob sie lieber auf die Anschaffung eines Autos verzichten sollten. Als Alternative floriert nun das Konzept des kommerziellen „Carsharing“ – zu deutsch: Teilen eines Autos.

Die Autos der verschiedenen Anbieter befinden sich entweder auf speziellen Parkplätzen oder aber in der ganzen Stadt verteilt. Je nachdem, wo es der vorherige Nutzer abgestellt hat. Der Vorteil des Konzepts besteht vor allem darin, daß die Nutzung der Autos auch nur für wenige Stunden oder noch kürzer möglich ist. Für Fahrer, die in unregelmäßigen Abständen längere Strecken fahren müssen und kein Auto besitzen, kann sich die Sache finanziell lohnen. Wer hingegen regelmäßig ein Auto benötigt, um etwa zur Arbeit zu kommen, ist womöglich mit Fahrgemeinschaften besser bedient. Während die klassischen Anbieter eine vorherige Reservierung benötigen, haben Anbieter wie Car-To-Go längst die Zeichen der Zeit erkannt. Einmalige Anmeldung, und mit der Chipkarte kann dann jedes verfügbare Auto sofort genutzt werden. Zu finden sind die Wagen, meist Smarts, einfach und bequem mit den entsprechenden Apps.

757.000 Nutzer allein in Deutschland

Wer mit dem „Carsharing“-Auto etwa 5.000 Kilometer pro Jahr zurücklegt, muß auf der Basis unterschiedlicher Modellrechnungen etwa 120 bis 150 Euro pro Monat zahlen. Kosten für eine Garage oder Parkgebühren entfallen. Einige Anbieter haben jedoch auch spezielle Angebote: Eine Minute für 29 Cent oder eine Stunde für 14,90 Euro. Da kann gerade in den Großstädten kein Taxi mithalten. Die Kosten fürs Tanken muß der Kunde nicht tragen.

Mittels einer bei den meisten Tankstellen akzeptierten Tankkarte werden die Kosten vom Unternehmen übernommen. In manchen Fällen muß der Nutzer sich mit einer Mitgliedschaft an einen Anbieter binden, die einen moderaten Mitgliedsbeitrag bedeutet. Ein Nachteil besteht auch darin, daß bei Unfällen mitunter eine Selbstbeteiligung von bis zu 1.500 Euro anfallen kann. Anwälte raten dazu, das Auto vor der Nutzung zu fotografieren, da man manche Schäden nicht auf den ersten Blick erkenne. Auch Parkverstöße sollten vermieden werden, da andernfalls neben Kosten für Knöllchen und Abschleppen auch zusätzliche Bearbeitungsgebühren anfallen.

Die Nutzer scheint das Konzept zu überzeugen: Seit 25 Jahren gibt es „Carsharing“, doch insbesondere in den letzten vier Jahren zog die Zahl der Nutzer stark an. Anfang 2014 wurden rund 757.000 registrierte Kunden bei 150 „Carsharing“-Anbietern gezählt – die meisten sind männlich, jung und häufig Studenten.

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