© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  23/14 / 30. Mai 2014

Fischer-Kult im „Ärzteblatt“: Medizingeschichte 1914–1918 leichtgemacht
Ärzteschaft des deutschen „Aggressors“
(wm)

Mit einer Serie über Medizin und Mediziner im Ersten Weltkrieg möchte die Redaktion des wöchentlich erscheinenden Deutschen Ärzteblatts ihre Leserschaft historisch weiterbilden. Angekündigt (Heft 17/2014) sind Themen wie „Konzepte von Angst in der deutschen und französischen Kriegspsychiatrie“, „Probleme der Militärmedizin“ oder „Die Gesundheitssituation der Zivilbevölkerung“. Den Auftakt macht ein Beitrag des Heidelberger Medizinhistorikers Wolfgang U. Eckart über „Die deutsche Ärzteschaft im Furor teutonicus“. Leider bewegt sich Eckart, Jahrgang 1952, dabei auf dem Forschungsstand des letzten Jahrhunderts. Im Bann der mittlerweile obsoleten These Fritz Fischers vom wilhelminischen „Griff nach der Weltmacht“ schwadroniert Eckart über die „brutale Kriegsführung des Aggressors“ und die „imperialistische Weltmachtpolitik Wilhelms II.“ Der „berüchtigte“ Aufruf („An die Kulturwelt“) der deutschen Geisteselite, „unter ihnen die führenden medizinischen Ordinarien“, habe impertinenterweise bestritten, daß das Reich „‚diesen Krieg verschuldet‘“ habe. Der endete 1918 im so penetrant moralisierenden wie Fakten ignorierenden, im üblichen „Bewältigungs“-Narrativ befangenen Aufsatz Eckarts vermeintlich mit der „bedingungslosen Kapitulation“ des Kaiserreichs.

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