© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  23/14 / 30. Mai 2014

Frisch gepresst

Spekulant. Den 1930 in Budapest geborenen George Soros haben die Finanzkrisen seit 1987 zum Multi-Milliardär gemacht. Zugleich ist der New Yorker Fondsmanager zum Inbegriff des „rücksichtslosen Spekulanten“ (Paul Krugman) geworden. Wenn Soros also im Gespräch mit dem Brüsseler Spiegel-Korrespondenten Gregor Peter Schmitz seine Therapie gegen die chronische EU-Schuldenkrise erläutert, sind Zweifel angebracht, ob sich hier wirklich der nur am Wohl der Europäer interessierte Philanthrop zu Worte meldet, als der der Finanzjongleur sich gerne ausgibt. Zumal die Rolle Deutschlands im Mittelpunkt der Lösungsvorschläge des Mannes jüdischer Herkunft stehen, von dem selbst Freunde sagen, er leide an einem „NS-Trauma“. Vielleicht auch deshalb rät er, Deutschland solle sich in einen „gütigen Hegemon“ verwandeln, der Schuldenunion zustimmen und damit auf die Reste staatlicher Souveränität verzichten. Andernfalls drohe die Renationalisierung Europas samt wirtschaftlichem Niedergang. Erwartbare Aussagen, die aber durchzogen sind mit so entlarvenden wie vernichtenden Urteilen über die europaselige bundesdeutsche Politikerkaste. (ob)

George Soros, Gregor Peter Schmitz: Wetten auf Europa. Warum Deutschland den Euro retten muß, um sich selbst zu retten. DVA, München 2014, gebunden, 192 Seiten, 19,99 Euro

 

Kriegsgeschichte. Im Schnellgang eilt der Historiker Ulrich March durch 2.500 Jahre vornehmlich europäischer Kriegsgeschichte. March, als langjähriger Gymnasiallehrer didaktisch erfahren, ist bemüht, dem historisch interessierten Laien einen vom Anmerkungsballast befreiten, auf das Wesentliche konzentrierten Einstieg in eine endlose Abfolge gewalttätiger Konflikte zu geben. Um der konzisen Darstellung willen folgt March dabei für das 19. und 20. Jahrhundert zumeist der „herrschenden Meinung“, was besonders bei seinen Ausführungen zur Vorgeschichte des Zweiten Weltkrieges zu Widerspruch reizt. Schwerlich ist jedoch sein Fazit zu widerlegen, daß die nach dem Ende des gehegten europäischen Staatenkrieges eskalierende „Ideologisierung und Rebarbarisierung des Krieges“ bis heute zu einer Desorganisation der internationalen Beziehungen geführt habe. Diese erinnere an archaische Zustände, die schon bald, wenn „unkontrollierbare Gruppen“ über Atomwaffen verfügen, katastrophal enden könnte. (wm)

Ulrich March: Grundzüge der Militärgeschichte. Krieg und politische Kultur. Helios Verlag, Aachen 2014, gebunden, 141 Seiten, 16,50 Euro

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