© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  24/14 / 06. Juni 2014

Knapp daneben
Die Alten sind selber schuld!
Karl Heinzen

Die Klagen der Banken stießen in den vergangenen Jahren auf taube Ohren einer mitleidlosen Bevölkerung. Die Regierungen reichten ihnen dennoch die helfende Hand, da sie systemrelevant sind, wenn es gilt, den Schein eines nicht mehr realwirtschaftlich fundierten Wohlstandes zu wahren. Um die Lebensversicherer hingegen, die von ebenso großen Nöten geplagt werden, kümmerte sich bislang kaum jemand. Unter gnadenlosem Wettbewerbsdruck ließen sie sich einst von ihren habgierigen Kunden zu Zinsversprechen verleiten, die heute nicht mehr einzulösen sind. Nun stehen sie vor dem Scherbenhaufen ihres Geschäftsmodells.

Da damit auch der Altersversorgung zahlreicher Bürger der Boden entzogen zu werden droht, greift der Gesetzgeber ein. Die Lösung ist marktgerecht. Die Zeche zahlen müssen all die Kunden, die so unklug waren, sich mit einer schwindsüchtigen Versicherung einzulassen. Weist diese nun gegenüber der Aufsichtsbehörde ihre Schieflage nach, kann sie auch jene Hälfte der stillen Reserven, die bislang an die Versicherten ausgeschüttet wurde, einbehalten.

Nach der staatlichen Altersvorsorge ist damit auch die private an ihre Grenzen gestoßen.

Neukunden wissen dafür gleich von Anfang an, woran sie sind. Die Verzinsung, die ihnen maximal versprochen werden darf, erweckt nicht länger den Anschein, es könnte sich um eine lukrative Anlage handeln.

Nach der staatlichen Altersvorsorge ist damit auch die private an ihre Grenzen gestoßen. Dies liegt in der Natur der demographischen Entwicklung. Die Lebenserwartung der Bürger steigt. Der Trend, ihnen diesen Segen durch ein immer höheres Renteneinstiegsalter zu vermiesen, ist durch die Große Koalition gestoppt. Immer mehr Ruheständler sind aus den Erträgen der Arbeitsbevölkerung zu finanzieren. Es beeinflußt ihre Höhe nicht, ob sie über die Rentenkassen oder den Kapitalmarkt von Jung zu Alt umverteilt werden. Die Konsumkraft der Senioren wird sinken, viele von ihnen werden der Altersarmut verfallen. Immerhin kann niemand den Staat zum Alleinschuldigen erklären. Die Finger werden vielmehr auf die Betroffenen selbst zeigen: Es ist ihre private Vorsorge, die halt leider nicht gereicht hat.

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