© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  25/14 / 13. Juni 2014

Zitate

„Seit 1949 hat die chinesische Kommunistische Partei wohl an die 100 Millionen nicht natürliche Tode zu verantworten, und nun kamen Tausende neue hinzu. Die meisten Teilnehmer an den Protesten konnten am Ende ihre Haut retten. Sie schluckten ihre Wut und Erniedrigung herunter und freuten sich heimlich, daß sie nicht so leicht totzukriegen waren. Und es gab auch solche, die sich weiter wehrten. Allerdings waren uns Aufzeichnungen über das Massaker streng verboten, und so gerät das Unerhörte an den Ereignissen vom 3./4. Juni 1989 allmählich in Vergessenheit – daß die einfachen Leute endlich gemeinsam Widerstand gegen die totalitäre Staatsgewalt leisteten.“

Liao Yiwu, Schriftsteller, in der Onlineausgabe der „NZZ“ am 4. Juni 2014

 

 

„Zum Wesen des demokratischen Rechtsstaats gehört Vertrauen nur sehr bedingt. Er ist vielmehr geboren aus Mißtrauen gegenüber der Staatsgewalt. Dem Mißtrauen verdanken wir Montesquieus geniales Staatsmodell der Gewaltenteilung, der ‘Checks and Balances’. So verdient eine Regierung zwar Vertrauen, das aber gleichzeitig über die parlamentarische Kontrolle durch Mißtrauen einzuhegen ist. Ebenso wie das Parlament durch das Mißtrauen – Neuwahlen und Abwahlen – des Volkes. Institutionalisiertes Mißtrauen bildet die Hefe, welche die Demokratie aufgehen läßt.“

Frank A. Meyer, Journalist und Fernsehmoderator, im „Cicero“, Ausgabe Juni 2014

 

 

„Beharrlich setzt Familienministerin Manuela Schwesig fort, was ihre Vorvorgängerin Ursula von der Leyen mit den beiden ‘Vätermonaten’ begonnen hat: Sie mischt sich in die Arbeitsteilung zwischen Vätern und Müttern ein. (...) Der Staat gibt den Eltern einen weiteren kleinen Schubs in Richtung eines anzustrebenden gleichstellungspolitischen Ideals. Eltern, die dem Ideal nicht nacheifern, entgeht der Bonus. (...) Doch Familien sollten ihr Leben nicht nach Elterngeldstaffeln richten. Beruf, Gleichstellung und Kind auszutarieren gelingt ohne Staat besser.“

Heike Göbel, Wirtschaftsredakteurin, in der „FAZ“ vom 5. Juni 2014

 

 

„Obama verschärft den Ton. Indem er mit harschem Tonfall Mittel- und Osteuropa als vom Kreml bedroht beschreibt, versucht er, die Auswirkungen eben jener Ukraine-Krise voll zu nutzen, an deren Beendigung die EU und Rußland heute größtes Interesse haben.“

Fulvio Scaglione, Redakteur, in der katholischen Zeitung „Avvenire“ vom 4. Juni 2014

 

 

„Auffällig ist, wie perfekt die Gangster und die Unterdrücker dieser Welt inzwischen das Vokabular der Gutmenschen übernommen haben. Du protestierst gegen arabische Mörder? Du Rassist! Du bist dagegen, daß Rußland sich ein Nachbarland einverleibt? Du hilfst den Faschisten! Du bist dafür, daß jeder einen fairen Prozeß bekommt, auch Kachelmann? Du Sexist! Früher nannte man Leute, die für Rechtsstaat und Menschenrechte eintraten, Spinner und Vaterlandsverräter. Heute nennt man sie Rassisten, Faschisten und Sexisten.“

Harald Martenstein, Publizist, im Tagesspiegel vom 8. Juni 2014.

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