© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  25/14 / 13. Juni 2014

Der Homo-Lobby erlegen
Meinungsfreiheit: Ein SPD-Lokalpolitiker, der Gleichgeschlechtlichkeit ablehnt, hat seine Parteiämter verloren
Richard Stoltz

Wie stickig das Meinungsklima hierzulande geworden ist, wenn es darum geht, Homosexualität zu bewerten, zeigt jetzt exemplarisch der Fall des SPD-Lokalpolitikers Joachim Kretschmann aus Baden-Württemberg. Weil der in einer charismatischen Freikirche engagierte Christ aus seiner Ablehnung von Homosexualität keinen Hehl macht, hat er sein Parteiamt als Vorstandsmitglied und Schriftführer im SPD-Ortsverein Villingen-Schwenningen verloren.

Hintergrund: In einem Leserbrief an die Lokalzeitung Südkurier hatte er Aussagen des Schwenninger Pfarrers Frank Banse kritisiert, der am 25. Mai für die SPD in den Gemeinderat gewählt worden war. Banse hatte in einem öffentlichen Vortrag gesagt, daß christliche Fundamentalisten die wenigen Bibelstellen, die Homosexualität als „Greuel“ und „Blutschande“ beschrieben, aus dem Zusammenhang rissen. Der Südkurier zitiert Banse: „Wenn wir uns wirklich an die Bibel halten, wie sie geschrieben ist, dann gnade uns Gott.“ Die Liebe – auch die von Mann zu Mann und Frau zu Frau – sei die größte Gabe Gottes an den Menschen.

Kretschmann erwiderte: Hauptamtliche Mitarbeiter der Kirche, die „der Homo-Lobby ergeben oder erlegen“ seien, müßten sich fragen lassen, warum sie überhaupt noch in der Kirche seien, „wo ihr doch Gottes Wort mit Füßen tretet und auf das Unkenntlichste verdreht?“ – Die SPD-Ortsvorsitzende Silvia Wölfle legte Kretschmann daraufhin nahe, aus dem Vorstand auszuscheiden.

Wie schrieb der Bonner Rechtswissenschaftler Christian Hillgruber im Februar dieses Jahres in der FAZ: „In den westlichen Gesellschaften sind es mittlerweile schon weniger die Homosexuellen als vielmehr diejenigen, die Homosexualität für moralisch fragwürdig und homosexuelle Praxis für anstößig halten, deren Freiheit, anders zu denken und in Übereinstimmung mit ihrer inneren Überzeugung zu leben, gefährdet erscheint.“

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