© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  26/14 / 20. Juni 2014

Thalers Streifzüge
Thorsten Thaler

Einhundertsechzehntausendvierhundertachtundneunzig. Ich muß diese Zahl hier so sperrig hinschreiben, um sie faßbar zu machen. Langsames Entziffern dieses Ungetüms, so meine Hoffnung, befördert das Verstehen dieser Zahl. 116.498 Menschen besuchten am Pfingstwochenende innerhalb von 24 Stunden zwei Live-Shows des Komikers Mario Barth im Berliner Olympiastadion. Einer davon war ich. Wir bescherten uns und dem 41jährigen Spaßmacher damit einen Weltrekord, wie die offizielle Rekordrichterin von Guinness World Records, Eva Norroy, bestätigte (www.guinnessworldrecords.de) Sie überwachte den Rekordversuch und prüfte mit Hilfe des elektronischen Einlaßsystems die exakten Zuschauerzahlen. Danach stand fest: Mario Barth und seine Zuschauer haben den offiziellen Guinness-World-Records-Titel „Das größte Publikum für einen Komiker in 24 Stunden“ gewonnen und sich einen Eintrag im Guiness-Weltrekord-Buch 2015 gesichert. In meinem Arbeitszimmer hängt nun die Urkunde: „Thorsten Thaler ist Weltrekordhalter“.

Lesefundstück I: „Niemand auf der Welt bekommt so viel dummes Zeug zu hören wie die Bilder in einem Museum.“ (Edmond und Jules Huot de Gouncourt, „Idées et sensations“, 1866)

Lesefundstück II: „Man stelle sich vor, es existierten ausschließlich die Schriften der gerade lebenden Denker bzw. Intellektuellen, und sämtliche Bezüge zu den Geistern der Vergangenheit wären darin getilgt: Was für eine entsetzliche Wüste aus öden liberalen Ideen, Gerechtigkeitskitsch und sozialtechnischer Daseinsoptimierung täte sich auf.“ (Michael Klonovsky in seinem Internettagebuch)

Zwei Tage nach der letzten Show von Mario Barth im Olympiastadion (weitere werde es nicht geben, versichert er) wäre Harald Juhnke 85 Jahre alt geworden. Barth war nach eigenem Bekunden schon als Schuljunge ein großer Fan von Juhnke. Für seinen ersten Stadion-Weltrekord-Auftritt 2008 – damals bespaßte er 70.000 Zuschauer – nahm er Juhnkes Lied „Mensch Berlin“ auf, neu arrangiert von der Swing- und Jazzlegende Paul Kuhn. In diesem Jahr erwies Barth dem 2005 verstorbenen Schauspieler und Entertainer seine Ehrerbietung gleich doppelt: Die Bühnendekoration bestand aus einem „eröffneten“ Harald-Juhnke-Flughafen, eine Anspielung auf die milliardenteure BER-Posse, und den Abschluß bildete ein phantastisches Feuerwerk, untermalt von dem Juhnke-Klassiker „Barfuß oder Lackschuh“. Mehr Berlin geht nicht.

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