© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  26/14 / 20. Juni 2014

Umwelt
Gefahr Mikroplastik
Tobias Schmidt

Millionen Tonnen von Plastik schwimmen in den Weltmeeren. Im Pazifik bilden die Abfälle an der Wasseroberfläche sogar einen eigenen Kontinent; denn die zusammenhängende Fläche ist größer als Indien. Niemand weiß, wie viele Tiere an dem gröberen Müll verenden, den sie für Nahrung halten. Fest steht lediglich, daß das Plastik im Meer ähnlich wie Sand zerrieben wird und als Kleinstpartikel längst zur täglichen Nahrung vieler Meerestiere gehört, die auch auf unserem Teller landen könnten.

„Jute statt Plastik“ war vor 35 Jahren eine bekannte Forderung. Hätten wir darauf gehört.

Diesen Umweg muß Plastik in unseren Körper jedoch nicht mehr nehmen. Mikroplastik erreicht uns mittlerweile über unser Bier, Mineralwasser und die Atemluft. Dies berichtete das Verbrauchermagazin „Markt“ im NDR und stützt sich dabei auf namhafte Forschungsinstitute. Alle, wirklich alle untersuchten Biere und Mineralwasser, die unter die meistverkauften in Deutschland fallen, enthalten demnach Mikroplastik. Ob Premiumpils, Weißbier oder Discounterwasser. „Mikroplastik stellt auch für uns Menschen früher oder später eine Gefahr dar“, weiß Professor Stephan Pflugmacher Lima, Ökotoxikologe vom Institut für Ökologie der TU Berlin. Die Stoffe reichern sich im Gewebe an und führten bei untersuchten Tieren zum Tod.

Mikroplastik wird das neue PCB. Der krebserregende Stoff war einst in Maschinenschmierstoffen der Schwerindustrie und Lacken enthalten. Heute, noch 13 Jahre nach dem fast weltweiten Totalverbot, findet sich PCB auf jeder Weide, in jedem Tier und im Blut eines jeden Menschen (JF 20/13).

Nun ist also das Mikroplastik auf dem Vormarsch, uns über Wasser und Luft zu vergiften. Vor etwa 35 Jahren skandierten bunt gekleidete Menschen „Jute statt Plastik“. Wir hätten uns etwas davon annehmen sollen – denn Mikrojute in Bier und Wasser dürfte als Naturprodukt weniger gefährlich sein.

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