© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  27/14 / 27. Juni 2014

Hamburg weitet „Religionsunterricht für alle“ aus
Wenigstens konsequent
Christian Vollradt

Wenn schon Sch..., dann mit Schwung! In der Freien und Hansestadt Hamburg hat sich Schulsenator Ties Rabe (SPD) dieser politischen Binsenweisheit erinnert und die zehn Jahre alte (Schnaps-)Idee vom „Religionsunterricht für alle“ fortgesponnen. Künftig können – als Folge des 2012 geschlossenen Staatsvertrages – neben evangelischen Lehrkräften auch muslimische, alevitische und jüdische Religionslehrer das Unterrichtsfach interreligiös erteilen. Für Herrn Senator Grund zur Freude, denn Hamburgs Schulklassen werden dadurch beim Thema Religion nicht mehr in einzelne „Neigungsgrüppchen“ auseinandergerissen. Die sozialistische Idee von der Einheitssoße auf Milch- und Honigbasis feiert fröhliche Urständ: Schule für alle, Glaube für alle, alles für alle – und zwar umsonst.

Beim endgültigen Abwracken eines staatlichen Schulsystems, für dessen Qualität uns einst die Welt bewunderte, sind die sozialdemokratisch dominierten Stadtstaaten ganz vorn mit dabei. Etwas zeitverzögert folgen andere – auch unionsregierte – Bundesländer. Diejenigen Eltern, die noch Wert auf Inhalte, Differenzierung und echte Bildung legen, werden ihren Nachwuchs vermehrt auf private, darunter konfessionell ausgerichtete Institute umleiten. Im Ergebnis gibt es dann allerdings nicht nur im Fach Religion anstatt weniger noch mehr – wie nannte es der Bildungssenator so schön? – „Neigungsgrüppchen“.

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