© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  27/14 / 27. Juni 2014

Alternativen gesucht
Hayek-Tage: Der Wirtschaftsjournalist Daniel Eckert will dem Staatsmonopolgeld Konkurrenz machen
Taras Maygutiak

Laßt die Banken pleite gehen“ ist eine der verkürzten Philosophien zur Lösung der Finanzkrise aus den Reihen der Hayek-Gesellschaft. „Ohne eine größere Katastrophe ist das nicht mehr möglich“, setzen andere dem entgegen. In einer Tischrede über „Gold, Bitcoins, Euro – Warum die Zeiten des Währungsmonopols passé sind“ warb Daniel Eckert, Finanzredakteur der Welt und Bestsellerautor („Weltkrieg der Währungen“), bei den Hayek-Tagen jüngst für „Alternativen zum alternativlosen Geldsystem“, um den Problemen der Zeit Herr zu werden.

Die Botschaft seiner frei gehaltenen Rede: Möglicherweise gebe es noch „einen evolutionären Weg, da noch herauszukommen“. Heute habe man eine Verfilzung des Bankenwesens und des Staates, so Eckert. Im Lauf der Zeit habe sich ein politisch-finanzieller Komplex gebildet, in welchem sich Geschäftsbanken, Zentralbanken und Regierungen einander die Bälle zuspielten. Banken kauften Staatsanleihen, für die sie keine Sicherheiten in der Bilanz vorhalten müßten, umriß Eckert den Kreislauf: „Diese Anleihen werden bei der Zentralbank als Sicherheit für die Versorgung frischer Liquidität hinterlegt.“

„Das Bargeld ist ein Bürgerrecht“

Dadurch wiederum werde den Regierungen ermöglicht, über Staatsanleihen neue Kredite zur Schuldenfinanzierung ihrer Haushalte aufzunehmen. Der Staat sei nur deshalb an einem „reibungslos funktionierenden Bankensektor“ interessiert, weil die Regierungen ständig mehr ausgeben könnten, als sie durch Steuern einnähmen. „Immer zu Lasten der Bürger, deren Anlagen durch die Ausweitung der Geldmengen entwertet werden“, führte Eckert aus. Das System sei jedoch kein Perpetuum mobile. Er verwies auf die Schuldenberge, die seit dem Ende der Goldbindung ständig angewachsen sind: 13 Billionen Euro in den USA, elf Billionen Euro in der EU. Mit Nachhaltigkeit habe das nichts zu tun: „Das muß kollabieren.“

Wohin führt das alles? Viele Autoren und Experten würden als ein finales Szenario die „unkontrollierte Apokalypse“, den totalen Zusammenbruch sehen. „Das andere Extrem“ sei dem Sozialismus ähnlich, was derzeit auch in den meisten Ländern geschehe. Und zwar, wenn die Notenbanken Anleihenkäufe im großen Stil tätigten, „wie in den USA, Japan, England oder der Schweiz“, zählte Eckert auf. In Europa sei es noch etwas anders, „es geht aber in die gleiche Richtung“. Die direkte Schuldenfinanzierung aus der Zentralbank führt zu dem paradoxen Effekt, daß die Zinsen für Anleihen überschuldeter Staaten kontinuierlich sinken. Beim jetzigen Schuldenstand sei ein Kurswechsel nicht vorstellbar, erklärte Eckert.

Eher seien Kapitalverkehrs- und Bargeldkontrollen sowie Devisenbewirtschaftung und eine Abschaffung des Bargeldes wahrscheinlich. Das sieht Eckert sehr kritisch: „Das Bargeld ist ein Bürgerrecht“, bezog er vehement Position. „Indem wir unser Geld bei der Bank lassen, unterstützen wir das“, führte Eckert vor Augen: „Solange das so ist, wird sich auch nichts ändern. Unser Geld ist vermeintlich sicher, solange es auf dem Konto ist und wir es nicht brauchen.“

Die Alternativen zum angeblich Alternativlosen sind Legion: Beispielsweise das „Vollgeld“, ein Konzept, bei dem Geschäftsbanken das Geldschöpfungsprivileg entzogen und die Kreditschöpfung durch eine Zentralgewalt, die „Monetive“, erfolgen würde. Diese Monetive stünde nach der Idee neben den Staatsgewalten Legislative, Judikative und Exekutive als vierte Gewalt. Oder das „Freigeld“ nach dem Vorschlag Silvio Gesells. Hierbei würden die Zinsen abgeschafft, der Gedanke dahinter ist, daß Geld wegen des Wertverlusts nicht mehr gehortet wird.

Beiden Lösungen kann Eckert jedoch nicht viel abgewinnen: „Beides läuft auf eine weitgehend staatliche Kontrolle des Geldes hinaus.“ Ihm schwebt statt dessen „Gold als Parallelwährung und als gesetzliches Zahlungsmittel“ vor. Denn es sei nicht zu erwarten, daß Banken und Staaten eine begrenzende Golddeckung akzeptieren würden. „Für die Steuerzahlung – die das gesetzliche Zahlungsmittel wesentlich definiert – in Gold müßte wahrscheinlich lediglich die Abgabenordnung geändert werden“, sagte Eckert. Ebenso könne er sich Bitcoins als Parallelwährung vorstellen.

Der Vorteil wäre, daß sowohl Gold als auch Bitcoins nicht im Bankensystem entstünden. Auch sei bei den Bitcoins die Obergrenze fixiert, betonte Eckert. Er wisse aber auch, daß die technische Umsetzung bei vielen Skepsis auslöse. Die digitalen Münzen seien so konzipiert, daß sie wie Bargeld genutzt werden könnten. Eckert verglich die Bitcoins mit den Gold- und Silberwährungen des 19. Jahrhunderts. Seien es bei den Edelmetallen die begrenzten Lagerstätten gewesen, die eine überbordende Geldproduktion verhinderten, so werde das bei Bitcoins durch einen intelligenten Algorithmus geregelt.

Daniel D. Eckert: Alles Gold der Welt. Die Alternative zu unserem maroden Geldsystem, Finanzbuch Verlag, München 2013, gebunden, 240 Seiten, 19,99 Euro

 

Wer steckt hinter den Hayek-Tagen?

Seit 1998 finden in Freiburg die Hayek-Tage mit zahlreichen Vorträgen und Vorlesungen statt. Veranstaltet werden sie von der Friedrich A. von Hayek-Gesellschaft e. V., die im selben Jahr von deutschsprachigen Wissenschaftlern, Unternehmern und Publizisten in Lahr (bei Freiburg/Baden) gegründet wurde und eng mit der Friedrich A. von Hayek-Stiftung für eine freie Gesellschaft zusammenarbeitet. Beide Institutionen würdigen den unter anderem in Freiburg lehrenden liberalen Ökonomen Friedrich August von Hayek. Der Schüler Ludwig van Mises‘ begehrte gegen den vorherrschenden Keynesianismus auf, trat für den „Wettbewerb als Entdeckungsverfahren“ und die „spontane Ordnung“ des freien Marktes ein. Im Andenken an den Nobelpreisträger verleihen Gesellschaft und Stiftung jährlich die „Hayek-Medaille“, die 2014 an den australischen Ökonomen Geoffrey Brennan und an den FAS-Finanzjournalisten Rainer Hank ging. Laudatorin war die Vorsitzende der Hayek-Gesellschaft, die Volkswirtin Karen Horn.

www.hayek.de

Foto: Bitcoins als Währung der Zukunft: Nur wenn die Politiker alle Münz- und Prägerechte verlieren, ist das Geld des Bürgers sicher

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