© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  27/14 / 27. Juni 2014

Waffentechniker und Friedensmittler: Walther Nernst im Ersten Weltkrieg
Nur eine Randfigur im Gaskrieg
(ob)

Die Bunsen- und Max-Planck-Gesellschaft ehrte am 16. Juni Walther Nernst zum 150. Geburtstag mit einem international besetzten Berliner Symposium. Damit wollte man auch das Lebenswerk des am 25. Juni 1864 im westpreußischen Briesen geborenen, am Humanistischen Gymnasium in Graudenz ausgebildeten Physikochemikers und Nobelpreisträgers von 1920 in seiner ganzen Bandbreite in Erinnerung rufen will. Der Nernst-Biograph Hans-Georg Bartel (HU Berlin) konzentriert sich im Gedenkjahr 2014 hingegen auf den Beitrag, den der Forscher leistete, um das deutsche Heer während des Ersten Weltkrieges waffentechnisch auf den modernsten Stand zu bringen (Nachrichten aus der Chemie, 6/2014). Die Bilanz fällt eher bescheiden aus, da Nernst nur am Rande an dem von seinem Kollegen Fritz Haber organisierten „Gaskrieg“ beteiligt war. Wenig effizient fielen seine Versuche aus, nicht tödlich wirkende Reizstoffe, die auf Augen und Atemwege wirken sollten, mit Granaten zu verschießen. Versuche, Chlorate als Explosivstoff einzusetzen, scheiterten sogar vollständig. Als eindeutig moralisch positiv schlage demgegenüber für Nernsts Kriegsepisode zu Buche, daß er sich von 1915 bis 1917, in Abstimmung mit der Reichsleitung, um Vorbesprechungen zur „Errichtung einer Friedensconferenz“ bemüht habe.

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