© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  28/14 / 04. Juli 2014

Thalers Streifzüge
Thorsten Thaler

Dialog aus dem hinreißenden, wunderbar lakonisch erzählten, mal melancholisch, mal heiter stimmenden Kurzgeschichten-Band „Raketenmänner“ von Frank Goosen: „‘Das alles erinnert mich an früher’, sagte er. (…) ‘Du bist schon so alt, daß es für dich ein echtes Früher gibt?’“

Kreuzworträtsel. Ein anderes Wort für Mafia mit vier Buchstaben? Fifa.

In Bayern ist die Welt noch in Ordnung, lautet eine vielzitierte Redewendung. Und das ist nicht nur eine abgedroschene Phrase oder ironisch gemeint. In einer offiziellen Mitteilung der Polizeidienststelle Weißenhorn, veröffentlicht in den Pressemeldungen für den Landkreis Neu-Ulm vom 14. Juni, heißt es unter der Überschrift „Hecke beschädigt“: „Pfaffenhofen. Am Freitag abend (13.06.2014) wurden in der Schulstraße an einem Strauch mehrere Zweige abgerissen und mitgenommen. Sachdienliche Beobachtungen bitte an die Polizeiinspektion Weißenhorn mitteilen.“ Nebenbei: Hier bekommt der Begriff „Strauchdieb“ eine völlig neue Bedeutung.

„Aus der Demokratie kann eine anonyme Tyrannis werden, während aus echter verantwortlicher Herrschaft niemals die Vernichtung der Volksfreiheit hergeleitet werden kann.“ (Vizekanzler Franz von Papen am 17. Juni 1934 in der „Marburger Rede“, die sein Mitarbeiter Edgar Julius Jung geschrieben hatte. Jung wurde am 30. Juni oder 1. Juli 1934 von Nationalsozialisten ermordet.)

Noch einmal der großartige Ruhrpott-Poet Frank Goosen, den ich allen Lesern wärmstens ans Herz lege, mit einem Dialog aus seinem „Raketenmänner“-Buch: „Wer zum Teufel rief ihn kurz nach Mitternacht an? Und ließ es endlos klingeln? (…) ‘Ja?’ Er hatte es böse klingen lassen wollen, aber es klang nur verschlafen. – ‘Du wirst sterben!’, sagte jemand mit verstellter Stimme. – ‘Wir werden alle sterben, du Clown!’ – Krupke drücke auf das rote Hörer-Symbol und bedauerte nicht zum erstenmal, daß man heutzutage Telefonhörer nicht mehr wütend auf eine Gabel knallen konnte. (…) Er hatte gerade die halbe Strecke bis zum Bad zurückgelegt, als sich das Telefon wieder meldete. Krupke seufzte, drehte um, nahm ab und rief: ‘Was willst du?’ – ‘Du wirst heute sterben!’ sagte die Stimme. – ‘Bist du sicher?’ – ‘Absolut!’ – ‘Heute ist eigentlich schon vorbei, es ist nach Mitternacht!’ – ‘Das weiß ich! Ich habe extra gewartet, damit die Botschaft eindeutig ist: Du wirst heute sterben! Es wird an deiner Tür klopfen!’ – ‘Wann genau?’ wollte Krupke wissen.“

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