© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  28/14 / 04. Juli 2014

Widerstand zur Idylle
Der tschechische Maler Jan Knap wird siebzig
Sebastian Hennig

In einer Blechwanne hält sich ein Kindlein die Hände schützend vor die Augen. Hoch über seinem blonden Schopf strömt das Wasser aus Gartengießkannen herab, die von Engeln gehalten werden. Ein Mann mit Strohhut ist über eine Bohle gebeugt, die auf zwei Böcken gelagert ist. Die provisorische Werkbank eines Zimmermanns. Seine Frau führt den Rechen unter einem Obstbaum, der von Engeln beerntet wird. Auf dem fernen Wiesenplan weiden die Schafe vor einem Weiher. Am Horizont blaut ein Bergrücken.

Damit ist ein Bild des tschechischen Malers Jan Knap beschrieben. Vor zwanzig Jahren erklärte er der österreichischen Zeitung Der Standard: „Wenn ich nicht sehr heiß darauf bin, die moderne Formensprache zu teilen, dann nur, weil ich zu sehen glaube, wie leer letztlich die Extreme sind, in denen man sich zu gerne verliert.“ Die Harmonie, die Idylle seiner Bilder ist eine immer wieder neu zu erringende Behauptung, die er gegen andere Behauptungen setzt.

Ihn interessiert die Idee der Unschuld

Der Maler wurde am 8. Juli 1949 im ostböhmischen Chrudim geboren. Als Zwanzigjähriger reiste er in die Bundesrepublik aus und studierte in Düsseldorf Malerei bei Gerhard Richter. Danach ging er für zehn Jahre in die USA. 1979 gründete er mit den Malern Milan Kunc und Peter Angermann die Künstlergruppe „Normal“. Mit betont naiven und bunten Bildern trat man der postmodernen Bedeutungsschwere gegenüber.

1985 löste er sich aus der Gruppe, um fortan das ernst zu nehmen, womit bis dahin nur medienwirksam kokettiert wurde. Er ging für zwei Jahre nach Rom ins Priesterseminar und studierte anschließend in Modena die Malerei der Renaissance. Seine Bilder weiteten sich fortan zum Raum. Licht und Farbe kamen als formgebende Kraft hinzu.

Knap berichtet, wie er mit 35 Jahren das erstemal der malerischen Wirkung des Komplementärkontrastes kalter und warmer Farben inne wurde. Die neutestamentarischen Sujets rückten ihm nahe, nicht zuletzt, weil sie der gegenwärtige Kunstbetrieb ablehne, „als derart extremistisch, daß ich mir sagte, wenn hier der größte Widerstand herrscht, dann muß ich diesen Weg weitergehen“. Seine Gemälde sind kein konventionelles Kunsthandwerk zur religiösen Erbauung. Ihn interessiert das Kindliche, die Idee der Unschuld.

1992 zog Jan Knap wieder in die böhmische Heimat zurück. Heute lebt und malt er in einem Landstädtchen bei Marienbad.

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