|
© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 28/14 / 04. Juli 2014
Blick in die Medien Leser von Focus Online rieben sich die Augen: Entgegen der gewöhnlich rigiden Moderationspolitik bei den Leserkommentaren konnte ein einzelner Nutzer im Minutentakt unter mehreren Pseudonymen (unter anderem Stefan Meyer) weit über fünfzig Kommentare voller Polemik und Pöbelei gegen die AfD posten. Es gibt drei mögliche Erklärungen: a) Der Moderator war im Tiefschlaf. b) Er verachtet die AfD. c) Die Praxis gehört zu den neuen Methoden der Onlineredaktion, mit aller Gewalt Zugriffe zu generieren – egal wie. Im Rennen mit Bild und Spiegel ist dem Münchner Magazin wohl alles recht. Internet-Live-Ticker, die neue Ereignisse vortäuschen, obwohl nichts passiert. „SEO“ heißt das neue Schlagwort: Search Engine Optimization, also Suchmaschinenoptimierung. Klickstarke Meldungen wie „Erotik-Stars ohne Make-up“ oder „Mit Youtube reich werden“ erscheinen mehrmals täglich mit leichtveränderter Überschrift in sozialen Netzwerken und sollen die Besucher auf focus.de locken. Doch die „geilen Zeilen“ liefern nicht, was sie versprechen: Die Inhalte sind Wiederholungen alter Internet-Hüte. Hinter dem Reißer, daß sich die ehemalige „Harry Potter“-Darstellerin Emma Watson für die Verfilmung des Sado-Maso-Bestsellers „Shades of Grey“ auspeitschen lassen würde, steckte ein elf Tage alter Artikel – den Watson längst offiziell dementiert hatte. Ein weiterer beliebter Klick-Staubsauger: Live-Ticker, die neue Ereignisse vortäuschen, obwohl nichts passiert. (Schumacher immer noch im Koma, Schumacher weiter im Koma, Schumacher bleibt im Koma.) Die Leser sind langsam genervt von dieser aggressiven Klick-Bettelei, machen sich über den „Journalismus made by Praktikanten“ lustig und fordern: „Oh Mann! Niveau, Focus!“ Für die Google-Reihenfolge mag der Schleppnetzfang von Seitenbesuchern obere Plätze einbringen, doch der Ruf als seriöses Nachrichtenmedium kriegt dabei schwere Schäden ab. So funktionieren soziale Netzwerke schon mal nicht! |