© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  28/14 / 04. Juli 2014

Zur Klassenlage der Professorenschaft: Extreme soziale Geschlossenheit
Nutznießer des kulturellen Erbes
(wm)

Für den Aufstieg vom Arbeiterkind zum Professor öffnete sich nur ein einziges Mal in der bundesdeutschen Bildungsgeschichte ein „Gelegenheitsfenster“: in der sozialliberalen Ära von den 1970ern bis Mitte der 1980er Jahre. Davor und danach, dies beweist die empirische Kärrnerarbeit der Soziologin Christina Möller von der Universität Paderborn, rekrutiere sich die Hochschullehrerschaft aus gesellschaftlich dünnen Schichten, während eine „sehr geringe Rekrutierung aus breiten Bevölkerungsteilen wie denen der Arbeiter“ stattfand (Forschung & Lehre, 6/2014). Möller hatte für ihre Studie Daten von 1.340 Hochschullehrern in Nord-rhein-Westfalen ausgewertet, meint aber darin auch einen Trend für andere Bundesländer zu erkennen. Seit dem Mauerfall habe die Bedeutung der sozialen Herkunft für eine wissenschaftliche Karriere noch erheblich an Gewicht zugenommen. So stechen etwa die Juniorprofessoren mit ihrer „extremen sozialen Geschlossenheit“ hervor. Lediglich sieben Prozent unter ihnen stammen aus niedrigen und mittleren Schichten, 25 aus der gehobenen und 62 Prozent aus der hohen Herkunftsgruppe. Bei der Besetzung dieser Positionen „scheinen Personen mit hoher sozialer Herkunft von ihrem ‘kulturellen Erbe’ profitieren zu können, da es ihnen leichter fällt, zu einem frühen Zeitpunkt Erfolge zu erreichen“.

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