© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  29/14 / 11. Juli 2014

Krise der deutschen Rüstungsindustrie
Auf dem Absprung
Hans Brandlberger

In der deutschen Rüstungsindustrie läuten die Alarmglocken. Ihre Platzhirsche bangen um Auslastung und Arbeitsplätze. Manche Mittelständler sind bereits in der Insolvenz.

Jede Branche muß umdenken, wenn es der Markt verlangt. Diese Krise jedoch hat die Politik zu verantworten. Im Jahr 2013 gab das Verteidigungsministerium 1,5 Milliarden Euro, die der Haushalt für Rüstungsgüter vorsah, nicht aus. Waren hier wirklich nur schlafmützige Beamte am Werk oder gab es die politische Absicht, die Industrie unter Druck zu setzen? Auch 2014, der Haushalt ist gerade erst verabschiedet, droht ein ähnliches Desaster.

Die deutsche Rüstungsindustrie braucht den Kunden Bundeswehr, aber sie kann von ihm nicht leben. 70 Prozent ihrer Umsätze macht sie im Ausland. Dies ist Wirtschaftsminister Sigmar Gabriel ein Dorn im Auge. Für zahlreiche bislang unproblematische Produkte und Zielmärkte will er in Zukunft keine Ausfuhrgenehmigung erteilen. Das Geschäftsmodell der deutschen Rüstungsindustrie löst sich damit in Luft auf. Über den zynischen Vorschlag Gabriels, auf zivile Produkte umzuschwenken, kann sie nur lachen. Stattdessen wird sie Know-how und Produktionsstätten ins Ausland verlagern. Die Fusion des Rüstungsunternehmens Krauss-Maffei Wegmann mit Nexter aus Frankreich ist ein Signal. Für die Produktion von Sicherheit ist Deutschland kein sicherer Standort.

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