© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  29/14 / 11. Juli 2014

BdV-Chefin Erika Steinbach kündigt Rückzug an
Ende einer Ära
Gernot Facius

Erika Steinbachs Rückzug von der Verbandsspitze treibt die Marginalisierung des Bundes der Vertriebenen (BdV) voran. Die Bundesstiftung „Flucht, Vertreibung, Versöhnung“ war das letzte Projekt, das der BdV dank seiner omnipräsenten Chefin noch durchsetzen konnte: quasi eine Musealisierung des Schicksals von etwa 15 Millionen Deutschen.

Es wurde nur halbherzig unterstützt von einer geschichtsvergessenen Politikerkaste – und verwässert. Am Schluß stand Steinbach immer mehr allein, ihr wurde verübelt, daß sie zu einer, wenn auch nur symbolischen, „Heilung“ des an Deutschen verübten Unrechts aufgefordert hatte. Für eine operative Politik fehlten selbst der resoluten CDU-Dame ehrliche Partner.

Ihr potentieller Nachfolger (siehe Seite 3), der über keine oder bestenfalls eine schwache Hausmacht verfügt, wird es wohl erst recht nicht schaffen, auf das übliche Gesumse „Die Beziehungen mit Prag und Warschau waren noch nie so gut“ mit einer eigenständigen Politik zu antworten. Man braucht nur nach Bayern zu schauen. Beim jüngsten Prag-Besuch von Horst Seehofer spielten die Beneš-Dekrete wieder keine Rolle. „So wenig Einfluß hatten die Sudetendeutschen noch nie“, frohlockte die Süddeutsche Zeitung. Vielleicht wird man Ähnliches auch nach der Ära Steinbach über den BdV sagen.

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