© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  30/14 / 18. Juli 2014

Aufgeschnappt
Mythen mit Bart
Matthias Bäkermann

Ganze 1,4 Prozent konnte die Piratenpartei bei der Europawahl erreichen und ist spätestens damit in den Niederungen der „Sonstigen“ angekommen. Daß die Piraten Geschick beweisen, mühelos in den Mikrokosmos der Eiferer, Fanatiker und Traumtänzer abzusteigen, beweist nicht zuletzt eine lebhafte Diskussion in der vergangenen Woche um Ali Utlu, den „Queerbeauftragten“ der Piraten.

Der 43jährige Utlu, laut Selbstbeschreibung ein „aufmüpfiger, schwuler, atheistischer, türkischer Mensch“, hatte in einem seiner 35.000 Tweets bekundet: „Es gibt Männer mit Bärten und alles andere sind Frauen.“ Diese „populistische Aussage, wann ein Mann ein Mann ist“, hält ein vielköpfiger Unterstützerkreis um Jasna Strick, Sprecherin im Bundesvorstand der Jungen Piraten, für „absolut kontraproduktiv und verletzend“ – insbesondere „für Trans*Personen“.

Damit definiere Utlu „queer“ falsch und möge deshalb seinen Posten räumen. Ganz kumpelhaft belehrt die 24jährige Strick, 2013 mit dem feministischen Hashtag #aufschrei bekannt geworden, ihren „trans*feindlichen“ Parteifreund: „Du solltest wissen, nicht alle Männer tragen Bart, nicht alle Frauen keinen. Diese Definition reproduziert nur cissexistische Mythen von Binärgeschlechtlichkeit.“

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