© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  30/14 / 18. Juli 2014

Grüße aus Bozen
Duce und kein Ende
Hans Gernheim

Mussolini hat es wieder einmal geschafft. Der faschistische Diktator kann auch 71 Jahre nach seinem gewaltsamen Tod noch den Blätterwald rauschen lassen – zumindest in Südtirol. Denn hier stehen weiterhin ihm gewidmete Denkmäler, die der deutschen Bevölkerung verständlicherweise verhaßt sind – zu präsent ist die brutale Italienisierungspolitik der italienischen Faschisten, die aus deutschen Südtirolern Italiener machen sollte und die bis heute ihre Spuren hinterläßt.

Die Beseitigung dieser letzten faschistischen Großdenkmäler Europas ist erklärtes Ziel der Deutschsüdtiroler Patrioten, in erster Linie des Südtiroler Schützenbundes (SSB).

Nun stehen in der Landeshauptstadt Bozen gleich zwei Monumente, die eindeutig dem italienischen Faschismus huldigen und die nach jahrzehntelangem Tauziehen nun „entschärft“ werden sollen: das Siegesdenkmal und das monumentale Relief am staatlichen Finanzamt.

Duce Mussolini wird auch in Zukunft ungestört auf dem hohen Roß sitzen.

Ersteres wurde durch italienische Schlauheit gerade definitiv in die Zukunft gerettet: es bleibt genauso stehen, wie es ist. Nur in den Kellerräumen des monströsen Bauwerkes wird ein zeitgeschichtliches, von italienischen und italophilen Südtiroler Historikern gestaltetes Museum eingerichtet, das diese dunkle Epoche „aufarbeiten“ soll.

Wes Geistes Kind die Museumsgestalter sind, wird allein dadurch deutlich, daß die Eröffnung dieses Museums bis heute hinausgezögert und die Gestaltung selbst wie ein Staatsgeheimnis gehütet wird – im Zeitalter der Bürgerbeteiligung ein denkbar schlechtes Zeichen.

Dem „Genius des Faschismus“ ist das zweite Denkmal geweiht. Der Fries wurde zwischen 1940 und 1950 von dem Südtiroler Bildhauer Hans Piffrader geschaffen. Der Duce Benito Mussolini höchstselbst grüßt hoch zu Roß von dem 35 Meter langen und fünf Meter hohen Relief – für die italienische Bevölkerung von Bozen bis heute ein Symbol der nationalen Identität.

Nun will die Bozener Stadtregierung das Werk mittels Leuchtschrift mit dem Hannah-Arendt-Zitat „Niemand hat das Recht zu gehorchen“ zur Besänftigung der Kritiker bestrahlen.

Von einer Entfernung haben die Volksvertreter Abstand genommen. Mussolini wird demnach auch in Zukunft ungestört auf dem hohen Roß sitzen können. Ein weiterer Schlag ins Gesicht der deutschen Südtiroler.

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