© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  30/14 / 18. Juli 2014

Blick in die Medien
Das teure Trio Mediale
Toni Roidl

Es ist ärgerlich genug, daß das Publikum als Geisel der GEZ gezwungen ist, die Propaganda des öffentlich-rechtlichen Staatsfunks zu finanzieren. Wenn dieser mit seiner Marktmacht auch noch einzelne privatwirtschaftliche Partner unterstützt, wird die Sache kriminell, meint Thomas Hoeren.

Hoeren ist Professor am Institut für Informations-, Telekommunikations- und Medienrecht der Universität Münster. Der Experte beklagt seit langem, daß das Medienrecht der Entwicklung weit hinterherhinkt. Nun hat er eine Kooperation von NDR und WDR mit der Süddeutschen Zeitung scharf kritisiert.

Offiziell geht es dabei um einen „Rechercheverbund“, in dem Informationen ausgetauscht werden. Hoeren findet das „höchst bedenklich“, weil die öffentlich-rechtlichen Gebührensender damit einem privaten Unternehmen einen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Diese „Quersubventionierung“ verzerre den Markt. So erhält die SZ Zugriff auf den öffentlich-rechtlichen Korrespondentenpool.

Hoeren sieht darin ein Scheinargument, weil die Informationen viel Geld kosten Chef des Info-Tauschringes soll Ex-Spiegel-Chefredakteur Georg Mascolo sein, der posaunt, das Bündnis auf internationale Medien wie die New York Times ausdehnen zu wollen. Laut Mascolo ist der Verband ein „crossmediales Vorzeigeprojekt für Qualitätsjournalismus“. Klar, wer Zugriff auf die Tagesschau und den Marktführer unter den Zeitungen hat, kann bequem seine Agenda plazieren.

Daß bares Geld fließt, weisen die Beteiligten empört von sich. Einen Etat gebe es nicht, jeder Partner komme für seine eigenen Kosten auf. Hoeren sieht darin ein Scheinargument, weil die Informationen „normalerweise viel Geld kosten“. Zudem entsteht Werbewert, wenn sich die Partner gegenseitig als Quelle zitieren.

Doch beim Start des Trios war wohl noch die Handbremse angezogen: Daß der NSA auch Gerhard Schröders Handy abgehört hat (und nicht nur Angela Merkels), fand nicht der Qualitätsverbund heraus – sondern die Bild am Sonntag.

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