© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  30/14 / 18. Juli 2014

Frisch gepresst

Waterloo. Als vor etwa vierzig Jahren der Geschichtsunterricht an bundesdeutschen Schulen diesen Namen noch verdiente, weil er Vergangenheit zu einer Alltagserfahrung für Schüler machte, da gehörten Stefan Zweigs „Sternstunden der Menschheit“ zur Pflichtlektüre. Niemand, der darin die historische Miniatur über die Schlacht von Waterloo gelesen hat, dürfte vergessen, wie Napoleon vergeblich auf die Divisionen Marschall Grouchys wartete. Steigert doch Zweigs Kunst die Spannung in so unerhörter Weise, daß sie den Leser trotz besseren Wissens verführt, den Ausgang der Schlacht für offen zu halten. Tatsächlich hätten Grouchys Truppen das Hauptgetümmel aber gar nicht mehr rechtzeitig erreicht, wie der pensionierte Obrist Hans-Wilhelm Möser in seiner akribischen Rekonstruktion des Geschehens darlegt. Möser, der zwanzig Jahre nebenamtlich als Fremdenführer auf dem Schlachtfeld tätig war, hat eine an Detailreichtum und Genauigkeit schwerlich zu überbietende Darstellung vorgelegt, die primär streng militärhistorisch auf die Operationen am 18. Juni 1815 konzentriert ist, die aber auch auf den weltpolitischen Kontext hinweist. (ft)

Hans-Wilhelm Möser: Die Schlacht bei Waterloo/La Belle Alliance am 18. Juni 1815. Ein Ereignis von europäischer Dimension. Helios Verlag, Aachen 2014, gebunden, 244 Seiten, Abbildungen, 28 Euro

 

Erster Weltkrieg. Der Einband von Jürgen Roewers Buch, den das ziemlich widerwärtige US-Propagandaplakat mit dem keulenschwingenden, Preußens „Militarismus“ verkörpernden King Kong ziert, führt ein wenig in die Irre. Im Mittelpunkt des Werkes steht nämlich weniger der „Propaganda-krieg“ um die Gunst der „Weltöffentlichkeit“, den die Entente 1915 schon gewonnen hatte, sondern der Krieg der Geheimdienste und Diplomaten. Dabei brilliert Roewer, ehemaliger Präsident des Thüringer Landesamtes für Verfassungsschutz, als Kenner der Materie und präsentiert das weite Spektrum von den verschwörerischen Hintergründen des Sarajevo-Attentats über deutsche Versuche, „Irland zu revolutionieren“, und britischen Bemühungen, die neutralen USA in den Krieg zu bugsieren, bis zum deutschen Coup, mit Lenins Hilfe das Zarenregime zu stürzen. Sechzig überaus nützliche Seiten mit den Kurzbiographen von Roewers lichtscheuen Helden beschließen den faktengesättigten Band. (ob)

Helmut Roewer: Kill the Huns – Tötet die Hunnen! Geheimdienste, Propaganda und Subversion hinter den Kulissen des Ersten Weltkrieges. Ares Verlag, Graz 2014, gebunden, 504 Seiten, Abbildungen, 29,90 Euro

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