© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  31-32/14 / 25. Juli 2014

Weltbild wankt
Droeges Investment
Markus Brandstetter

Weltbild wankt: Die insolvente Verlagsgruppe unterhielt einmal 330 Buchhandlungen, heute hat sie 220, und zum Jahresende werden es 170 sein. Der Umsatz lag einmal bei 1,2 Milliarden Euro im Jahr 2012, im vorigen Jahr schrumpfte er auf die Hälfte. Von den von der Insolvenz betroffenen 2.200 Mitarbeitern sind nur noch 1.900 da, und 650 sollen nochmals gehen.

Die ehemals christliche Verlagsgruppe, die einmal der katholischen Kirche gehörte, verkauft im Kerngeschäft Bücher, betreibt einen eigenen Verlag und ist mit 50 Prozent an der Verlagsgruppe Droemer-Knaur beteiligt. Die Gewinnzone hat sie vor Jahren verlassen. Das verwundert nicht sonderlich, denn der Buchhandel ist ein alter, reifer Markt, der kaum noch wächst und dessen Erträge wie Eis in der Sonne schmelzen. Trotzdem will die Droege International Group AG aus Düsseldorf mit 60 Prozent Anteilen bei Weltbild einsteigen. Wer steckt dahinter? Der Milliardär Walter Droege, einer der einhundert reichsten Deutschen. Sein Beratungsunternehmen mit angeschlossenem Investmenthaus gründete er 1988 aus dem Wohnzimmer heraus, es zählt heute 68.000 Mitarbeiter und erwirtschaftet 7,6 Milliarden Euro Umsatz. Droeges Geschäftsidee lautet: Geld einschießen, sanieren und irgendwann das Unternehmen über einen Börsengang oder an ein anderes Unternehmen gewinnbringend veräußern. „Weltbild bildet mit seinen Marken, dem treuen Kundenstamm und der Präsenz im stationären, Versand- und Online-Kanal eine gute Basis“, träumt der Investor „von einem leistungsstarken Multikanal-Anbieter“.

Tatsächlich? Die Marke ist fast gänzlich verblaßt, die stationären Buchhandlungen verdienen kein Geld, der Internetauftritt hält dem Vergleich mit der Konkurrenz kaum stand, und der ganze Markt befindet sich im Umbruch. Die gebeutelten Mitarbeiter setzen zwar voll auf Droege, aber ein bißchen Dünger macht noch keine gute Ernte.

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