© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  31-32/14 / 25. Juli 2014

Umwelt
Brühe made in USA
Heiko Urbanzyk

Gebraut nach dem deutschen Reinheitsgebot von 1516“ – wer würde ein Bier ohne dieses Qualitätsmerkmal ernsthaft Bier nennen? Aus Bayern stammend, soll das Gebot regeln, daß nur Bier ist, was aus nichts anderem als Hopfen, Gerstenmalz, Hefe und Wasser besteht. Was müssen das vor 1516 für düstere Zeiten gewesen sein, als Brauer noch jeden Mist ins Bier mischten und das Leben der freudigen Zecher gefährdeten? Auch wenn nicht alles rund um den Reinheitsgebotsmythos historisch korrekt ist, gilt: Deutsches Bier, vor allem von Familienbrauereien, ist ein hochqualitatives Grundnahrungsmittel.

43.000 Menschen unterzeichneten die Online-Petition innerhalb von 24 Stunden.

In den USA hingegen gibt es weder einen Mythos noch strenge Kontrollen der Inhaltsstoffe von Bier. Bei Uncle Sam weht ein Hauch von „Deutschland vor der Bierreformation“ durch die Bierindustrie. Maissirup, künstliche Geschmacksverstärker und Farbstoffe finden sich ebenso im güldenen Gerstensaft wie genetisch veränderte Organismen, Fischblasen und Stoffe, die üblicherweise für Enteisungsflüssigkeiten für Flugzeuge verwendet werden. All das muß nicht auf der Zutatenliste der Bieretiketten stehen.

Die Lebensmittelaktivistin Vani Hari („Food Babe“) hatte davon die Nase voll und startete im Juni eine Online-Petition, in der sie die größten US-Bierkonzerne Anheuser-Busch und MillerCoors dazu aufforderte, die Zutaten ihrer Biersorten zu veröffentlichen. 43.000 Menschen unterzeichneten diese Petition innerhalb von 24 Stunden. Beide Konzerne reagierten umgehend und kamen der Aufforderung zumindest teilweise nach. Anheuser-Busch lud in die Stammbrauerei zur Besichtigung ein. Vani Hari kritisiert dennoch, daß immer noch Zutaten verschwiegen würden. Was steckt noch drin, das niemand wissen darf? Der Kampf für ordentliches Bier „brewed in the USA“ geht weiter.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen