© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  33/14 / 08. August 2014

Frisch gepresst

Carl Schmitt. Quantitativ stellen die Brief-Editionen aus dem Nachlaß des Staatsrechtlers Carl Schmitt heute schon sein im Druck erschienenes Werk in den Schatten. Daß diese Quelle noch lange munter sprudeln wird, zeigen die Beiträge an, die die Carl-Schmitt-Gesellschaft im jüngsten Band ihrer Schmittiana versammelt. Die Korrespondenzen umspannen den Zeitraum von der frühen Weimarer Republik bis in die Adenauer-Zeit. Martin Otto eröffnet den Reigen mit dem kurzen, aber inhaltsreichen Briefwechsel zwischen CS und dem in Königsberg und Halle lehrenden Staats- und Völkerrechtler Kurt Wolzendorff (1920/21). Mark Schweda setzt den Schlußpunkt mit einer 70seitigen Dokumentation der spannungsreichen Beziehung Schmitts zu dem Münsteraner Antipoden der „Frankfurter Schule“, zu Joachim Ritter, dem „Philosophen der Bürgerlichkeit“ (Jens Hacke). Für die Geistesgeschichte des Bonner Staatswesens ist dieser Gelehrtenaustausch, den Schweda in einen weiten „wirkungsgeschichtlichen Horizont“ stellt, kaum zu überschätzen. (rs)

Carl Schmitt Gesellschaft: Schmittiana. Neue Folge. Beiträge zu Leben und Werk Carl Schmitts, Band II. Verlag Duncker & Humblot, Berlin 2014, broschiert, 316 Seiten, 48 Euro

 

Die Linke. Die Linkspartei ist das Bäumchen-wechsel-dich im deutschen Parteienwald. USPD, KPD in der Weimarer Republik, SED in der SBZ/DDR, PDS und Die Linke nach der Wiedervereinigung – kein Parteivolk wechselte häufiger die Firma als die deutschen Kommunisten unter dem permanenten Zwang, sich an die tanzenden Verhältnisse anzupassen. Die Politikwissenschaftler Torsten Oppelland (Jena) und Hendrik Träger (Magdeburg) versuchen die Heterogenität der Partei, die regelmäßig zerfleischende Flügelkämpfe zwischen Reformisten und Orthodoxen hervorbringt, auf 263 Seiten einzufangen. Sie differenzieren dabei zwischen charismatischen (Gysi, Bisky und Lafontaine) und blassen Parteiführern (Zimmer, Lötzsch, Ernst) und loten die Strukturen von der kommunistischen Plattform über das Netzwerk Reformlinke bis hin zur Emanzipatorischen Linken tiefenscharf aus. Ihr Fazit von der „negativen Integration“ übersieht, daß die alternden Genossen auch deshalb so schwächeln, weil die Konkurrenzparteien von rechts nicht nur beim Mindestlohn peu à peu linke Positionen übernommen haben. (cs)

Torsten Oppelland, Hendrik Träger: Die Linke. Willensbildung einer ideologisch zerstrittenen Partei, Nomos-Verlag, Baden-Baden 2014, broschiert, 263 Seiten, 19,90 Euro

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