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© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co. www.jungefreiheit.de 33/14 / 08. August 2014
Umwelt Allein in den USA verenden jährlich 80 Millionen Vögel vor den Kühlergrills und Frontscheiben im Straßenverkehr. Unsere gefiederten Freunde können aber auch anders: Sie nutzen Autos als Nußknacker, passen sich Geschwindigkeitsbegrenzungen und Ampelphasen an. Frank Allmer beleuchtet das Verhalten der schlauen Tiere im Naturgucker (Nr.12) genauer. Er berichtet von Spatzen, die ihren Flugkorridor vom Versteck in der Hecke auf der einen zum prall gefüllten Futterhaus auf der anderen Straßenseite nur bei grüner Fußgängerampel überqueren. Die Autos haben dann logischerweise Rot und kommen ihnen nicht als tödliche Hindernisse in die Quere. Krähen in Tokio würden bei roter Ampel den Autos ihre Nüsse vor die Reifen legen. Bei Grün werden diese geknackt und bei der nächsten Rotlichtphase wieder eingesammelt. In Deutschland seien Krähen beobachtet worden, wie sie aus großer Höhe Nüsse auf Autoscheiben fallen lassen, um diese zu knacken. Vögel können die generell erlaubte Geschwindigkeit auf der Strecke erkennen. Aus Frankreich stammen Berichte von Vogelkundlern, wonach sich die Fluchtdistanz der Tiere am Tempolimit orientiert. Wo Tempo 110 gelte, flogen sie bei etwa 75 Meter Entfernung zum Auto auf, und zwar auch dann, wenn ein Trecker gemütlich auf sie zutuckere. Wo Tempo 20 gelte, lassen sie die Autos auf zehn Meter herankommen, und zwar auch dann, wenn man sie mit 110 anvisiert. Verinnerlicht ist also die generell erlaubte Geschwindigkeit auf der Strecke. Die Anpassungsfreude der städtischen Vogelwelt kann nicht ohne Auswirkungen auf die Evolution bleiben. In den USA stellten Ornithologen vor 30 Jahren fest, daß junge Fahlstirnschwalben, die von Autos erfaßt wurden, häufig überdurchschnittlich lange Flügel hatten. Heute seien die Flügel der Jungtiere generell kürzer, und sie geraten seltener vor Autos. Survival of the fittest – Darwin hätte seine helle Freude daran. |