© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  33/14 / 08. August 2014

Knapp daneben
Die Finanzmärkte setzen auf Frauen
Karl Heinzen

Die Chefetagen der deutschen Wirtschaft sind immer noch eine männliche Domäne. Unter den 183 Vorständen der 30 Dax-Unternehmen lassen sich gerade einmal zehn weiblichen Geschlechts ausmachen. Die Frauenquote in diesem erlauchten Kreis ist trotz politischer Vorgaben, mehr für die Gleichberechtigung zu sorgen, seit Jahresende 2013 sogar von 6,3 auf 5,5 Prozent gesunken. Immerhin sind 15 Prozent der Aufsichtsratsposten in den 200 wichtigsten Aktiengesellschaften von Frauen besetzt. Geschlechterparität wird man aber auch dies nicht nennen wollen.

Die Tage der Männerherrschaft im deutschen Management sind dennoch gezählt. In der Vergangenheit erdreisteten sich die Verteidiger des Status quo, die Politik zu ermahnen, sie dürfe die wirtschaftliche Vernunft nicht emanzipatorischen Idealen opfern. Dieses Argument ist jedoch längst widerlegt. Zahlreiche Studien lassen erkennen, daß von Frauen geprägte Unternehmen in den vergangenen sechs Jahren deutlich höhere Kursgewinne zu verzeichnen hatten als jene, in denen ausschließlich Männer das Sagen hatten.

Die tradierten Allüren der männlichen Management­elite versperren den Blick auf ökonomische Realitäten.

Die Gründe für dieses Phänomen liegen auf der Hand. Die männliche Managementelite ist verkrustet. Ihre tradierten Allüren, Rollenmuster und Rituale binden Zeit, versperren den Blick auf die ökonomische Wirklichkeit und hemmen Innovationen. Männer haben durch den genetischen und kulturellen Ballast, den sie nicht loswerden, den Anschluß verloren. Ihr Verhalten war auf archaische Epochen der Menschheitsgeschichte optimiert. In der Welt von heute sind sie ungeeignet, Führungsaufgaben zu schultern. Sie nehmen Statussymbole wichtig, anstatt sich durch Leistung Autorität zu erwerben. Getrieben von dem Drang, um jeden Preis als starke Persönlichkeit zu erscheinen, treffen sie unablässig falsche Entscheidungen.

Die Finanzmärkte haben den Trend erkannt. Zahlreiche Institute bieten inzwischen Zertifikate und Fonds an, die nur noch auf von Frauen geführte Unternehmen setzen. Für Anleger ist dies ein Hoffnungsschimmer. Ganz gleich, wie ungewiß die Zukunft auch ist: Bei Frauen liegt sie in guten Händen.

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