© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  35/14 / 22. August 2014

Frisch gepresst

Euro-Krise. Hans-Werner Sinn, noch 2011 vom britischen Independent zu einem der weltweit einflußreichsten Wirtschaftswissenschaftler geadelt, hat in Berliner Regierungskreisen an Ansehen eingebüßt, seit er massiv gegen Schäubles Pläne der Vergemeinschaftung europäischer Bankenschulden agitierte. Selbst wenn es mittlerweile etwas ruhiger um die finanzielle Situation Südeuropas geworden ist, so ist die Euro-Krise noch längst nicht ausgestanden, warnt der ordoliberale Ökonom und Chef des Münchner Ifo-Instituts in seinem aktuellen Werk. Nicht nur Krisenländer wie Spanien, Griechenland und Italien, sondern auch Deutschland säßen in der Haftungsfalle. Sein Buch gliedert sich in drei Teile, die als ein Interview zwischen dem Co-Herausgeber Jens Schadendorf und Hans-Werner Sinn verfaßt sind. In ihnen beschreibt Sinn ausführlich den Verlauf und die allmähliche Eskalation der Euro-Krise. Doch Sinn beschränkt sich nicht nur auf eine Situationsbeschreibung, sondern schlägt ein Sechs-Punkte-Programm zur Änderung der Euro-Politik vor und somit zu einer dauerhaften Bewältigung der Krise. (kh)

Hans-Werner Sinn: Gefangen im Euro. Edition Debatte. Redline Verlag, München 2014, broschiert, 196 Seiten, 9,99 Euro

 

Generation Flakhelfer. Der Österreicher Helmut Kislinger, Kriegsfreiwilliger des Jahrgangs 1929, befand sich im Februar 1945 zu Ausbildungszwecken in einer Kasernenanlage im Norden Dresdens. Gleich nach den verheerenden Bombenangriffen auf die Elbmetropole wurden Kislinger und seine Kameraden zu einem Hilfseinsatz in den Trümmern kommandiert. Das Erlebnis dieser „Totenarbeit“ nimmt jedoch nur einen kleinen Teil seiner Jugenderinnerungen ein, in denen er sich als typisches Produkt nationalsozialistischer Erziehung und Propaganda präsentiert. Ebenso typisch ist vielleicht das nach 1945 verinnerlichte geschichtspolitische Raster, das diese Erfahrungen sortiert. Ob Kislinger als heutiger „Verfechter von Demokatie und Frieden“, der die Jugend vor „autoritären Ideologien“ warnen möchte, dies glaubwürdig mit einem Geschichtsbild tun kann, das etwa den Luftangriff auf Coventry als Modell ausgibt, das die Briten lehrte, „worauf es ankam, um deutsche Städte zu vernichten“, erscheint indes fraglich. (dg)

Helmut J. Kislinger: Die brennende Stadt. In der Flammenhölle der zerstörten Stadt Dresden. Ennsthaler Verlag, Steyr 2014, broschiert, 122 Seiten, Abbildungen, 9,90 Euro

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