© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  36/14 / 29. August 2014

Umwelt
Am Südpol neue Eiszeit
Tobias Schmidt

Ja, spinnt das Klima in der Antarktis völlig? Die zugefrorene Fläche rund um den Südpol erreicht aktuell die größte Ausdehnung seit Beginn der Satellitenmessungen vor 35 Jahren. „Noch in den siebziger Jahren hätte die Meldung als Hinweis darauf gegolten, daß die Erde auf dem unaufhaltsamen Weg in eine neue Eiszeit ist“, witzelt Ulli Kulke in der Welt am Sonntag. Der unerwartete Klimarekord sorge jedoch im Gegensatz zu schmelzenden Gletschern in der nordischen Arktis nicht für große Schlagzeilen. Er passe nicht ins Bild der Klimaerwärmung. Der Autor meint, einige Wissenschaftler würden die zunehmende Vereisung am Südpol nach dem Motto „Es kann nicht sein, was nicht sein darf“ behandeln.

Die Temperaturen an den Polen können nicht Gradmesser für die Erderwärmung sein.

So habe der Ozeanograph Ian Eisenmann aus San Diego behauptet, die Satellitenmessungen seien fehlerhaft. „Ein Verdacht, der in Expertenkreisen schnell Verbreitung fand, obwohl Eisenmann (…) einräumte, daß er ihn nicht genau spezifizieren könne. Aber das Ausmaß der Beschleunigung könne doch wohl nicht stimmen.“

Das für die Datenmessungen am Südpol zuständige National Snow and Ice Data Centre (USA) widersprach dem umgehend. Es habe 2007 Rechenfehler gegeben, die öffentlich eingeräumt und verbessert wurden. Heute laufe alles korrekt. Autor Kulke weist darauf hin, daß die Temperaturen am Nord- und Südpol nicht alleiniger Gradmesser für die Erderwärmung seien können: „für eine beschleunigte schon gar nicht“. Gletscherverluste in der Arktis seien oft auf heftige Stürme zurückzuführen. „Man sollte sich hüten, jahrelange Trends bereits als neues Klima­phänomen zu sehen“, warnt er.

Kollege Kulke ist doch nicht etwa ein „Klimaleugner“? Wohl kaum. Aber von Forschern, die das Klima bis zum Jahr 2200 voraussagen wollen, wo der Wetterbericht es keine vier Tage verläßlich in die Zukunft schafft, hält er wenig.