© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  37/14 / 05. September 2014

Knapp daneben
Zusammen mit den Unternehmen den Lohn drücken
Karl Heinzen

Frauen sind im Erwerbsleben nicht so erfolgreich wie Männer. Das ist bekannt. Wie stark sich die Geschlechterdifferenz auf den Gehaltsabrechnungen widerspiegelt, wurde aber unterschätzt. 20 bis 25 Prozent, größer würde der Abstand schon nicht sein, war die gängige Annahme in der Gleichstellungsdebatte. Weit gefehlt, meint nun der in Potsdam lehrende Ökonom Stefan Bach im Wochenbericht des Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW): „Frauen erzielen im Durchschnitt nur halb so hohe Einkommen wie Männer.“

Was wie himmelschreiendes Unrecht klingt, haben sich die vermeintlich Benachteiligten jedoch in erster Linie selbst zuzuschreiben. Frauen fehlt es an Ehrgeiz, ihnen gelingt nur selten der Sprung in hochdotierte Führungspositionen. Das senkt den Einkommensdurchschnitt ihres Geschlechts. Sie erlernen Berufe wie Friseurin, Verkäuferin oder PR-Assistentin, in denen man keine Karriere machen kann und der Höchstverdienst knapp über dem Existenzminimum liegt.

An den Unis belegen Frauen schöngeistige Studiengänge, für deren Absolventen es keinen Arbeitsmarkt gibt.

An den Universitäten belegen sie schöngeistige Studiengänge, für deren Absolventen es keinen Arbeitsmarkt gibt. Können sie ausnahmsweise eine gefragte Qualifikation nachweisen, verlieren sie in Gehaltsverhandlungen die Nerven und geben sich mit weit weniger zufrieden, als eigentlich möglich wäre. Lassen sie sich in die Mutterrolle abdrängen, begnügen sie sich oft mit Teilzeitbeschäftigungen, die nicht mehr als ein Taschengeld einbringen.

Natürlich wird niemand bestreiten wollen, daß Frauen für vergleichbare Tätigkeiten üblicherweise geringer entlohnt werden als ihre männlichen Kollegen. Gerade das aber macht sie für Unternehmen so interessant. Gelänge es, Frauen endlich auch für naturwissenschaftlich-technische Berufe zu begeistern, würde dies nicht allein dem Fachkräftemangel abhelfen. Es böte sich dank der weiblichen Genügsamkeit auch die Chance, die Lohnkosten signifikant zu senken. Vielleicht wäre der Konkurrenzdruck sogar so groß, daß die Männer zu Gehaltseinbußen bewegt werden könnten. Im Kampf um mehr Gleichheit hätten die Frauen die Unternehmen hier an ihrer Seite.

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