© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  38/14 / 12. September 2014

Meldungen

Anziehende Orte: Wo Wissenschaftler sterben

Washington. Wo ein bedeutender Mensch sein Leben beendet, sagt meist mehr über die Verhältnisse einer Epoche aus als der Geburtsort. Aus dieser Überlegung heraus entwickelten sieben Forscher von Universitäten in der Schweiz, Ungarn und den USA die Idee, die Geburts- und Sterbedaten von 150.000 Wissenschaftlern und Künstlern der letzten 2.000 Jahre dazu zu verwenden, um herauszufinden, welche Orte in der Vergangenheit die größte Anziehungskraft auf kreative Menschen ausübten. Dabei gelangten sie zu dem Ergebnis, daß Rom offensichtlich der allerstärkste „Kultur-Magnet“ in Europa war (Science, 8/2014). Dazu kam ab dem 15. Jahrhundert Paris. In Deutschland hingegen fanden sie keinen dauerhaften kulturellen Kristallisationspunkt, da sich hier schon sehr zeitig Föderalisierungsprozesse bemerkbar machten, welche dafür sorgten, daß für die kulturellen Leistungsträger ständig andere Städte anziehend wirkten: mal waren es München, Köln, Heidelberg oder Leipzig, mal Hamburg, Dresden oder Berlin. (wk)

www.sciencemag.org

 

Jahrtausende zusammen mit dem Neandertaler

LONDON. Derzeit vergeht kaum ein Monat, in dem nicht neue Erkenntnisse über den Neandertaler publik gemacht werden. So vermelden jetzt Archäologen des Gibraltar Museum und der Universitäten von Tarragona, Barcelona und Sevilla, daß sich in der Gorham-Höhle bei Gibraltar Belege dafür finden, daß die angeblich primitiven Neandertaler schon vor 60.000 Jahren in der Lage gewesen seien, Tauben zu fangen und zu braten (Nature, Scientific Reports, 8/2014). Und Thomas Higham von der University of Oxford sowie 46 weitere Prähistoriker geben parallel hierzu das Ergebnis ihrer Analysen von 196 Proben aus 40 archäologischen Fundstätten in Europa bekannt, deren Zweck darin bestand, herauszufinden, wann genau der Neandertaler denn nun ausgestorben sei: hierfür komme nur das Zeitfenster zwischen 39.000 und 37.000 v. Chr. in Frage. Das wiederum bedeutet, daß Neandertaler und Homo sapiens 3.000 bis 5.000 Jahre nebeneinander gelebt haben – genügend Zeit also, voneinander zu lernen und sich zu vermischen. (wk)

www.nature.com

 

Erste Sätze

Sein Geist hat sich längst in einem Reich verloren, aus dem er nicht heimkehren wird.

Reinhold Schneider: Der Traum des Eroberers. Zar Alexander, Frankfurt am Main 1951

 

Historisches Kalenderblatt

12. September 1989: Bundeskanzler Helmut Kohl wird auf dem CDU-Bundesparteitag in Bremen mit dem schlechtesten Ergebnis seiner Amtszeit als Parteivorsitzender wiedergewählt, kann aber zuvor den von Heiner Geißler initiierten „Putschversuch“ abwehren.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen