© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  38/14 / 12. September 2014

Umwelt
Tatort Kanada
Heiko Urbanzyk

Vom „Tatort“ sind höchstens noch die witzigen Münster-Folgen mit Axel Prahl und Jan J. Liefers genießbar. An den übrigen „Tatorten“ herrscht eine politisch korrekte Belehrungsmaschinerie, daß die Glotze trieft.

Einige „Tatort“-Schauspieler nutzen ihre Berühmtheit für ein weltverbesserndes Engagement. So warb Dietmar Bär (Kommissar Schenk, Köln) im Bioladenblatt Schrot & Korn für fairen Handel und zeichnet zuweilen Bioläden aus. Christine Urspruch („Alberich“, Münster) bekannte ebenfalls in diesem Magazin: „Ich würde gern mal im Bioladen arbeiten“ und berichtete über Vollkornbrötchen beim „Tatort“-Dreh.

Der verrußte Ruhrpott der sechziger Jahre sieht dagegen wie ein Urlaubs­paradies aus.

In ökoaktivistische Gefilde begibt sich aktuell Andreas Hoppe, bekannt als Ludwigshafener Kommissar Mario Kopper. Sympathisch: Er verläßt dafür die heile Welt der Promis und Bioladenbildungsbürger. Im niedersächsischen Obdachlosenmagazin Asphalt (8/2014) erzählt er zwischen Berichten über den gescheiterten Martin und Bildungsgutscheine von seinem Kampf gegen die Ölgewinnung aus Teersanden in Kanada. „Es ist die schmutzigste Art Öl zu gewinnen“, klagt er. Weil riesige Wassermengen zur Trennung von Öl und Sand nötig seien, gebe es große Giftwasserseen. Das Abbaugebiet – so groß wie England. Letzte Indianerstämme ebenso wie Ölarbeiter erkrankten an Krebs. Eine neue Pipeline durch die Rocky Mountains gefährde eines der letzten Paradiese der Erde. In der Tat sieht der verrußte Ruhrpott der sechziger Jahre neben den Bildern aus Kanada wie ein Urlaubsparadies aus.

Was erwartet Hoppe von einer Nation, die nach sowjetischer Manier sogar Kriegsmunition in den Binnenseen von Nova Scotia versenkte? Sein Anliegen ist jedenfalls angenehmer, als den ewig bösen deutschen Mittelständler und den ewig unschuldigen (kriminellen) Ausländer im „Tatort“ ertragen zu müssen.

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