© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  39/14 / 19. September 2014

Thalers Streifzüge

Haben Sie je von Prentice Mulford gehört? Der US-Amerikaner deutscher Abstammung lebte von 1834 bis 1891. Er gilt als bedeutender Vertreter der Neugeist-Bewegung, einer spirituellen Alltagsphilosophie, und gehörte zu den Vordenkern eines gelebten Optimismus. Von Mulford stammt der bedenkenswerte Aphorismus: „Ungeduld treibt entweder das Gewünschte fort oder verzögert zumindest sein Kommen.“

Ungeduld ist die Stiefschwester der Sehnsucht.

Mulford verdiente seine Brötchen auf unterschiedlichste Art und Weise. Er war als Matrose, Walfischfänger, Schiffskoch, Goldgräber, Schullehrer, Petroleumhändler, Sheriff und Verfasser humoristischer Kurzgeschichten, Essayist, Kolumnist tätig. Heute würde man sagen, er hat sich zeit seines Lebens „neu erfunden“. Prentice Mulford starb allein auf seinem Boot vor der Küste von Long Island treibend. Sein Vermächtnis liegt zusammengefaßt vor in dem Buch „Unfug des Lebens und des Sterbens“ (Fischer-Taschenbuch-Verlag). Für Eva Herman ist es „das schönste Buch der Welt“, es scheine „für genau jene Menschen geschrieben worden zu sein, die sich noch verändern wollen, die ihrem Leben endlich mehr Sinn und Freude, so etwas wie wahres Glück, geben möchten“.

Ungeduld, die Gutes will, verdient Nachsicht.

In „Meisterschaft des Lebens“ schreibt Prentice Mulford: „Die schlimmste geistige Unmäßigkeit von heute hat ihren Grund in Eile und Ungeduld. Niemand hat Zeit, jeder drängt und hastet. Jeder will tausend Dinge am liebsten zugleich, gewiß aber in einer Stunde oder in einem Tage getan haben. (…) Denke daran: So gewiß der Fluß zum Meere fließt, so gewiß führen Ungeduld und Hast zu Verärgerung, Reizbarkeit und Übellaunigkeit.“

Dummheiten resultieren häufig aus Ungeduld.

Trauerspruch: „Der Tod ist nichts. Ich bin nur in das Zimmer nebenan gegangen. Ich bin ich, ihr seid ihr. Das was ich für euch war, bin ich immer noch. Gebt mir den Namen, den ihr mir immer gegeben habt. Sprecht mit mir, wie ihr es immer getan habt. (…) Das Leben bedeutet das, was es immer war. Der Faden ist nicht durchschnitten. Warum soll ich nicht mehr in euren Gedanken sein, nur weil ich nicht mehr in eurem Blickfeld bin? Ich bin nicht weit weg, nur auf der anderen Seite des Weges.“ (Charles Péguy zugeschrieben).

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