© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  40/14 / 26. September 2014

Materialermüdung bei der Bundeswehr
Nicht einsatzfähig
Paul Rosen

Wenn die Russen mit ihrer zivilen Antonov-Transportflotte nicht helfen würden (wofür sie viel Geld kassieren), die Bundeswehr käme mit eigenen Transportmitteln nicht einmal bis an Europas Grenzen, geschweige denn nach Afghanistan. Der bestellte neue Airbus-Transporter ist mit jahrelanger Verspätung erst im Erprobungsstadium, das Transportflugzeug „Transall“ seit fünf Jahrzehnten in Betrieb und schon allein aufgrund von Materialermüdung extrem störanfällig . Es gibt einen Scherz in der Bundeswehr: morgens mit Transall starten und schon mittags einen neuen Ort kennenlernen – aber nie den erreichen, wo man ursprünglich hinwollte. Und jetzt der neueste Fall: Marine-Hubschrauber, die wegen Rissen am Boden bleiben müssen.

Seit 1990 haben alle Bundesregierungen den Verteidigungsetat unter dem Stichwort Friedensdividende heruntergefahren und die Notwendigkeit von Ersatzbeschaffungen weitgehend ignoriert. Was neu beschafft wurde, zum Beispiel Hubschrauber, erwies sich zudem noch als störanfällig bis unbrauchbar. Die Truppe ist nicht „bedingt einsatzbereit“, wie es in den sechziger Jahren kritisch hieß, sondern zu Einsätzen auf anderen Kontinenten nicht mehr in der Lage. Ihr Aktionsradius steht im umgekehrten Verhältnis zu den Reden von Politikern wie Ursula von der Leyen, die unsere Truppen am liebsten überall und sofort einsetzen wollen.

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