© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  40/14 / 26. September 2014

Mehrheit der Schotten gegen Unabhängigkeit
Heimliche Sieger
Martin Schmidt

Die Trauer unter den Anhängern der schottischen Nationalbewegung nach ihrer Referendums-Niederlage war groß. Eine wochenlange Aufholjagd in den Umfragen lag hinter der von Alex Salmond und seiner SNP geführten „Yes“-Kampagne, deren enthusiastischer Wahlkampf zuletzt nicht nur große Teile der eigenen Bevölkerung in den Bann gezogen hatte, sondern zunehmend auch die maßgeblichen europäischen Medien und mit ihnen die breite Bevölkerung in Deutschland, Italien, Frankreich.

In einem tieferen Sinne hat die schottische Nationalbewegung die Volksabstimmung doch gewonnen. Denn schon sehr bald, das hat Premier Cameron unmittelbar nach Bekanntwerden des Ergebnisses bekräftigt, werden die Autonomierechte des Edinburgher Regionalparlaments nochmals erheblich ausgeweitet. Zugleich soll die Eigenständigkeit der Waliser und der Nordiren von London gestärkt und auch den Engländern möglicherweise ein eigenes Regionalparlament zugestanden werden. Und die internationale Sympathie für Nationalbewegungen, nicht nur in Schottland, auch in Katalonien oder Flandern, ist schlagartig massiv gewachsen. Desgleichen die Zustimmung zu direktdemokratischen Lösungen von Problemen, die aus einem überbordenden Zentralismus und erheblichen wirtschaftlich-sozialen, aber eben auch ethnokulturellen Unterschieden resultieren.

Versenden
  Ausdrucken Probeabo bestellen