© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  40/14 / 26. September 2014

Haltungsnote
Sag mir, wo du stehst
Christian Rudolf

Es gibt auch noch das andere Rußland. Während pars pro toto die Band Ljube seit Jahren mit kriegerisch-patriotischen Stücken Stimmung macht und dafür bei Putin auf dem Schoß sitzen darf, sagt einer vernehmlich „njet“: Jurij Schewtschuk, Gründer der legendären Underground-Rockband DDT, die über Auftritte auch hierzulande bekannt ist („Geboren in der UdSSR“). Seine gesellschaftliche Position habe er klären, die Seite endlich benennen sollen, auf der er steht, bloggte der 57jährige jetzt beim Radiosender Echo Moskau. Etwa das gleiche wird ihn der Vernehmungsbeamte gefragt haben, als er Mitte der Achtziger zum KGB in Ufa zitiert wurde, weil den Organen seine Texte verdächtig waren.

„Sie reden uns ein, der Krieg würde Rußland erlösen“, so der Sänger, der vor 20 Jahren nach Tschetschenien reiste und über die Achtzehnjährigen weinte, die sinnlos fielen. Die bildhaften Zeilen von dort prägten eine Generation: „Und von deinem Land kriegst du’n Plastikkranz dafür.“ Er habe gewählt, schreibt Schewtschuk: „Für die Welt den Frieden. Auf den Straßen sehe ich in den Augen vieler Mitbürger ein heimliches, feines Mitemp­finden.“ Denn: „Wer mit einem Bein in der Vergangenheit, mit dem anderen in der Zukunft steht, pi... auf die Gegenwart.“

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