© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  41/14 / 03. Oktober 2014

Grüße aus Paris
125 und kein bißchen weise
Olivier Renault

Das Sprichwort „Paris ist die Stadt der Liebe“ gilt immer noch. Doch nicht immer denkt der Besucher dann gleich an das Moulin Rouge am Boulevard de Clichy. Sollte er aber. Denn das Etablissement, das Generationen von Paris-Besuchern aufsuchten, feiert am 6. Oktober seinen 125. Geburtstag.

Das Moulin Rouge entstand in einer Phase des Umbruchs. Am Ende des 19. Jahrhunderts lebten die Menschen in Paris in der Hoffnung, eine bessere Welt gestalten zu können. Plötzlich mischten sich die Reichen mit der Arbeiterklasse, und ein Gefühl der Freiheit griff um sich. Künstler wie Toulouse-Lautrec ließen sich vom Leben in der Mühle inspirieren. Noch vor dem Ersten Weltkrieg kam die berühmte Schauspielerin und Sängerin Mistinguett im Jahre 1907 zum Moulin Rouge und prägte das Haus bis 1929 mit extraordinären Auftritten. Vor dem Zweiten Weltkrieg und kurz vor Ende des Krieges standen Jean Gabin und Edith Piaf auf der Bühne. Nach dem Krieg sorgte die Piaf mit Yves Montand für Flair.

Was sind schon ein paar Euro für den Besuch in einem mythischen Etablissement.

Auch wenn sich in der Hauptstadt Frankreichs seit 1889 – gerade in der Bevölkerungsstruktur – vieles grundlegend geändert hat. Moulin Rouge steht noch immer für Pariser Flair und Unterhaltung. Extravagante Dinner-Shows, Zirkus, und wunderschöne Frauen, Federkostüme und nicht zu vergessen der sagenumwobene Cancan im 2/4-Takt.

Es ist ein Geben und Nehmen. In langen Reihen stehen die hübschen, langbeinigen Mädels aus aller Herren Länder an den einschlägigen Agenturen an, um einen der heißbegehrten Plätze in dem Ensemble zu ergattern.

Heiß umkämpft sind auch die Plätze. Glücklich schätzen sich diejenigen, die eine Karte ergattern konnten. Dabei sind es jede Nacht 1.800 Zuschauer aus aller Herren Länder, die in zwei Etappen die Welt der Farben, des Lichtes und der Sinnlichkeit bewundern.

Dafür lassen sie sich nicht lumpen. Der Eintritt inklusive einer halben Flasche Champagner beträgt mindestens 112 Euro pro Person. Dazu das Toulouse-Lautrec- oder Belle-Epoque-Menü und man ist um 185 respektive 215 Euro leichter.

Doch was sind schon die paar Euro gegen den einmaligen Besuch in dem mythisches Haus mit der Mühle auf dem Dach. Noch ein Tip: Krawatte, Anzug oder Kleid sind nicht zwingend, tragen Sie jedoch bitte angemessene „informelle Kleidung“. Jeans, kurze Hosen und Turnschuhe sind untersagt.

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