© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  41/14 / 03. Oktober 2014

Für Terroristen genügt Laborantenwissen: Lücken der Chemiewaffenkontrolle
Anschläge mit dem Chemiebaukasten
(ob)

Auf Druck der USA hat Syrien im September 2013 als 190. Staat das 1997 in Kraft getretene internationale Chemiewaffenübereinkommen (CWÜ) unterzeichnet. Es fehlt damit nur noch die Mitgliedschaft von Angola, Südsudan und Myanmar, mit deren baldigen Beitritt zu rechnen ist, sowie von Nordkorea, Ägypten und Israel. Damit habe sich das CWÜ nach Ansicht des Chemikers Michael Höfer (Zentrum für Verifikationsaufgaben der Bundeswehr) als effektives Abrüstungsabkommen mit Kontrollfunktion bewährt, so daß fast hundert Jahre nach den ersten Giftgaseinsätzen im Ersten Weltkrieg die Chemiewaffen-Gefahr in zwischenstaatlichen Konflikten eher gering sei. Zumal seit 1964 keine neuen Kampfstoffe entwickelt, die Schutzmaßnahmen hingegen stetig verbessert wurden. Aus militärischer Sicht sei darum die Verwendung chemischer Kampfmittel gegen eine Armee mit effizienter Schutzausrüstung „kaum sinnvoll“ (Spektrum der Wissenschaft, 9/2014). Für Bürgerkriegsregionen wie Syrien oder für das terroristische Milieu gelte diese beruhigende Versicherung indes nicht. Reiche doch Laborantenwissen aus, um chemische Kampfstoffe in kleinem Maßstab zu produzieren, wie der Sarin-Anschlag auf die Tokioter U-Bahn (1995) beweise. Gewaltakte dieser Art ließen sich „nie ganz ausschließen“.

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