© JUNGE FREIHEIT Verlag GmbH & Co.  www.jungefreiheit.de  42/14 / 10. Oktober 2014

EZB soll Schrottanleihen kaufen
Gefährliches Spiel
Christian Schreiber

Die Europäische Zentralbank (EZB) samt ihrem Präsidenten Mario Draghi ist kreativ, das muß man ihr wirklich lassen. Doch Einfallsreichtum ist nicht immer eine gute Sache, wie sich an ihrem jüngsten Vorhaben, Banken durch den Ankauf von zweifelhaften Kreditpaketen zu entlasten, zeigt. Daß Draghi und seine Handlanger nicht einmal davor zurückschrecken, auch sogenannte Ramschpapiere aufzukaufen, beweist, daß die Euro-Krise mitnichten ausgestanden ist. Südeuropa stöhnt unter einem zu harten Euro, die Inflation ist auf einem bemerkenswerten Tiefstand angelangt.

Für Deutschland ist dies in der momentanen Situation sogar gut, für seine EU-Partner oftmals aber eine Katastrophe. Das Rezept der EZB ist nun so einfach wie gefährlich. Mit dem Ankauf von Kreditpapieren sollen die privaten Banken entlastet werden, um frisches Geld in die Wirtschaft pumpen zu können. Dies kann sogar funktionieren, doch sicher ist es keineswegs. Die Finanzkatastrophe des Jahres 2008 hat uns das Scheitern eines solchen Konzepts eindrucksvoll vor Augen geführt.

Geht Draghis Vabanquespiel schief, müßten wieder einmal die Steuerzahler haften. Die EZB-Entscheidung von Neapel macht deutlich, daß die Währungshüter alles auf eine Karte setzen. Der Endkampf um den Euro ist eingeläutet.

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